Preisträger des Uni-Transferpreises 2013 sind Prof. Dr. Stefan Fischer und Prof. Dr. Martin Leucker mit ihrem Projekt „Center for Medical Software and Systems Engineering“ (CMSSE).
Das Center for Medical Software and Systems Engineering (CMSSE) ist ein Transferprojekt der Institute für Telematik (Direktor Prof. Dr. Stefan Fischer) und für Softwaretechnik und Programmiersprachen (Direktor Prof. Dr. Martin Leucker) der Universität. Beide Institute haben in den letzten Jahren eine erhebliche Kompetenz im Bereich der sicheren und heterogenen Vernetzung medizintechnischer Geräte in Operationssaal und Klinik aufgebaut. Durch das CMSSE soll dieses Wissen nun professionalisiert in die Wirtschaft transferiert werden.
Das CMSSE wird als wissenschaftsbasierte Unternehmensberatung die medizintechnische Industrie sowie Betreiber von IT-Infrastrukturen im Krankenhaus unterstützen und Vernetzungsprozesse zwischen medizintechnischen Geräten aller Art zu realisieren. Das Marktpotenzial ist hoch, da die offene Vernetzung heterogener medizintechnischer Systeme untereinander und mit Krankenhausinformationssystemen aufgrund der Wettbewerbssituation und des steigenden Kostendrucks bei den Betreibern eine zunehmende Bedeutung erlangen wird.
Mit der Auslobung ihres Transferpreises, der seit 2007 alle zwei Jahre vergeben wird, unterstreicht die Universität die Bedeutung eines intensiven Austausches zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die namhafte Preissumme von 10.000 Euro wird mit Unterstützung der Unternehmen Drägerwerk, Möller-Wedel, Olympus und Philips sowie der Medisert GmbH ermöglicht.
Die weiteren für den Transferpreis 2013 nominierten Projekte waren (in der alphabetischen Reihenfolge der Projektleiter):
Gestenerkennung basierend auf 3D-Time-of-Flight Kameratechnologie (Prof. Dr. Erhardt Barth, Prof. Dr. Thomas Martinetz, Institut für Neuro- und Bioinformatik der Universität zu Lübeck) Neuartige 3D-Kameras ermöglichen eine robuste Gestenerkennung für eine Vielzahl von Anwendungsbereichen, vom Operationssaal über interaktive Werbung und Spiele bis zur Steuerung von Funktionen im Auto. Dafür benötigte Algorithmen wurden zunächst im Rahmen des von den Projektträgern koordinierten EU-Projekts „Action Recognition and Tracking based on Time-of-Flight Sensors“ (ARTTS) erforscht und im Anschluss durch ein EXIST-Forschungstransferprojekt zu einer Gestentechnologie weiterentwickelt. Es entstanden zwei Patente, ca. 25 Publikationen, vier Promotionen und sieben weitere Ab-schlussarbeiten. Schließlich wurde 2011 die gestigon GmbH gegründet. gestigon wird derzeit durch den High-Tech-Gründerfond und die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein unterstützt, hat mittlerweile weltweit Kunden akquiriert und beschäftigt 14 Entwickler. Mehrere Auszeichnungen, z.B. der Weconomy Award des Handelsblatts, und zahlreiche Medienberichte, z.B. eine Dokumentation im Norddeutschen Rundfunk, zeugen vom hohen öffentlichen Interesse an der Gestentechnologie.
Hochgenaue optische Lokalisierung des Schädelknochens für die kranielle Strahlentherapie (Dr. Floris Ernst u.a., Institut für Robotik und Kognitive Systeme der Universität zu Lübeck) Zurzeit entwickelt eine fünfköpfige Forschergruppe unter Leitung von Dr. Floris Ernst am Institut für Robotik ein neues System zur Positionserkennung in der Strahlentherapie. Dieses Projekt wurde in Kooperation mit Varian Medical Systems, dem weltweit führenden Hersteller von Strahlentherapiegeräten, initiiert und finanziert. Bei dieser weltweit einzigartigen Technik wird ein Infrarot-Laser verwendet, um in Echtzeit direkt die Position des Schädelknochens zu bestimmen. Damit kann für knöcherne Strukturen, die bis zu 15 Millimeter tief unter der Haut liegen, auf Röntgenbildgebung verzichtet werden. Dieses Verfahren wird also den Komfort, die Sicherheit und die Genauigkeit der kraniellen Strahlentherapie wesentlich verbessern und dabei die Strahlenbelastung deutlich reduzieren. Im Laufe des kommenden Jahres wird Varian selbst vier Prototypen des entwickelten Geräts herstellen und klinisch evaluieren.
Etablierung humaner Zellmodelle für Grundlagenforschung und Medikamentenentwicklung (Prof. Dr. Christine Klein u.a., Institut für Klinische und Molekulare Genetik der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck) Insbesondere bei neurologischen und kardiologischen Erkrankungen ist eine Gewebeentnahme zu Forschungszwecken und zur Medikamententestung beim Menschen nicht möglich. In Lübeck werden seit 2010 induzierte pluripotente Stammzellen (iPS-Zellen) erfolgreich hergestellt und in unterschiedliche Zielgewebe (z. B. Nervenzellen und Kardiomyozyten) differenziert. Diese Methode kann universell für praktisch jede Krankheit angewendet werden und ist für drei Zielgruppen von hohem Interesse: (1.) Wissenschaftler, die die iPS-Zellen zur Krankheitsmodellierung und damit als humanes Krankheitsmodell nutzen, (2.) Firmen (und Wissenschaftler), die die iPS-Zellen als Modell für Medikamenten-Screening verwenden, und (3.) werden längerfristig Patienten mit degenerativen Erkrankungen von iPS-Zellen profitieren, indem die daraus differenzierten Zellen für regenerative/restaurative Anwendungen eingesetzt werden. Ziel ist es, die in Lübeck bereits etablierte iPS-Technologie für die kommerzielle Anwendung aufzustellen. Hierbei stellen der Zugang zu hervorragend charakterisierten Patienten und deren iPS-Linien, die hohe Qualität der Reprogrammierung und Differenzierung sowie die hervorragende Vernetzung mit akademischen und Industrie-Partnern das Alleinstellungsmerkmal des Projektteams und seiner Ressourcen dar.
Pressemitteilung der Universität zu Lübeck von Montag, dem 16.12.2013