Schlaue Geräte clever vernetzen

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik…

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Das „CyCloud“-Team: Pascal Salje (Praktikant), Tim Schleusener, Ekaterina Ifraimov, Michael Ifraimov (v. l.)

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik.

Damit all diese schlauen Geräte möglichst ohne Zeitverzögerung und ohne nervige Fehler einfach und sicher gesteuert werden können, bauen Programmierer kleine Kommunikationsprogramme, die für die richtige Verbindung sorgen. „Das Problem dabei ist, dass jeder Hersteller ein eigenes Stück Software auf einer bestimmten Betriebssystem-Plattform baut und verwendet“, erklärt Michael Ifraimov. Der 31-Jährige ist so etwas wie das „philosophische Gehirn“ hinter einer neuen Technologie, die ihre Erfinder „CyCloud“ nennen. „So ist es beim heutigen Stand der Dinge nicht trivial, beispielsweise für ein Android-Handy eine App zu programmieren, die eine Drohne steuert, deren genaue Software-Auslegung man vom Hersteller gar nicht bekommt“, ergänzt Tim Schleusener, der praktische und produktorientierte Kopf des Erfinder-Duos. „Mit unserer CyCloud-Technologie ändern wir das grundlegend“, verspricht Schleusener. Der CyCloud-Code sei „open source“, also für jeden offen einsehbar, ohne Kosten. Und die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten funktioniere mit dem neuen „Framework“ oder „Programmierbaukasten“ unabhängig von Programmiersprache und Auslegung der einzelnen Geräte. „Jeder Programmierer kann mit unseren Komponenten oder Werkzeugen an seinem konkreten Roboterprojekt herumprobieren, ohne sich mit Details der Kommunikationsmechanismen herumschlagen zu müssen“, so Ifraimov. „Da liegt ein Zukunftsmarkt vor uns, denn was in den 80er Jahren die Software-Bastelei am Commodore oder Amiga war, ist für den technisch interessierten Nachwuchs heute die hardwarenahe Programmierung eigener Roboter.“

Die beiden Informatikerfreunde, die in diesem Frühjahr ihren Bachelor-Abschluss an der Lübecker Uni gemacht haben, sind über ihr privates Projekt mit der Drohnensteuerung auf eine grundlegende technologische Idee gestoßen, die Ifraimov so erläutert: „Unser Framework ist vor allem einfach zu verwenden und dabei hoch performant, deshalb gerade auch für zeitkritische Anwendung geeignet – wie eben die Steuerung einer Drohne in der Luft, die ja nicht gegen eine Wand fliegen darf, bloß weil ein Steuerungsbefehl zu langsam ankommt oder verarbeitet wird.“ Jedem beteiligten Gerät sei eine eindeutige Adresse – eine so genannte „URL“ – zugeordnet, wodurch die Geräte gleichartig angesprochen werden könnten . Schleusener drückt es so auch: „Die mit dem neuen, dezentral angelegten System programmierten Geräte vernetzen sich automatisch selbst miteinander, sie brauchen nirgendwo einen zentralen Server, keine feste Netzwerkstruktur und natürlich keine Treiberinstallationen. Das macht die Steuerung oder andere Datenübertragungen wie Audio oder Video viel weniger kompliziert und fehleranfällig.“

Aus dieser technologischen Produktidee soll nun in absehbarer Zeit eine Unternehmensgründung erwachsen. Hierbei spielt Ekatarina Ifraimov, die Zwillingsschwester von Michael, eine wichtige Rolle. Die freiberufliche Modedesignerin bringt den Marketing- und Gründerblick in das neue Team ein. „Wir alle wollten uns schon lange selbstständig machen. Im Augenblick bemühen wir uns um Fördermittel, damit wir die einzelnen Komponenten des Frameworks ausentwickeln und dann am Markt verfügbar machen können“, erzählt sie. Parallel gebe es erste Aufträge von Lübecker Unternehmen etwa aus dem Event-Bereich. „Mit diesen Projekten versuchen wir, erste Einnahmen zu generieren, die wir dann in das eigene Wachstum und den Aufbau einer eigenen Hosting-Plattform für unsere Funktionskomponenten und für Kundenprojekte investieren wollen.“

(rwe)