Die Licht-Steuerer

Zwei Lübecker Uni-Absolventen haben ein neuartiges System zur automatischen Beleuchtung von Geschäfts- und Privaträumen mit spezieller LED-Technologie entwickelt. Anfang 2014 haben sie für die Produktion und den Vertrieb des High-Tech-Lichtsystems die Illuminight GbR gegründet.

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Benjamin Grosse (34, links auf dem Bild) war es leid, immer zum Lichtschalter rennen zu müssen, wenn es draußen dunkel wird. „Licht ist für mich wichtig, am Arbeitsplatz und zu Hause“, erzählt der Diplom-Informatiker. „Die richtige Lichtstimmung zum passenden Zeitpunkt in die Räume zu bekommen, war eine Aufgabe, an der wir einige Jahre getüftelt haben, bis das Illuminight-System für private wie geschäftliche Licht-Anwendungen funktionierte, das wir jetzt an den Markt bringen.“

Mit „wir“ ist vor allem Grosses Studienfreund und Mitgründer Wolf Pietsch (29, rechts im Bild) gemeint. Während Grosse für seine Diplomarbeit ein Steuerungskonzept für das System entwickelte, erarbeitete Pietsch im Rahmen seiner Master-Arbeit das Sensoren- und Aktoren-System, mit dem die speziellen LED-Strahler ausgestattet werden. Die beiden Erfinder nennen diese High-Tech-Leuchtmittel „Satelliten“. Sie werden von einer kreditkartenkleinen zentralen Kontrolleinheit in Haus, dem so genannten „Gateway“, gesteuert. Etwa 100 Satelliten können pro Gateway verwaltet werden. Das System wird über die normale Stromleitung vernetzt, die auf 48 Volt eingestellt werden muss, weil LEDs grundsätzlich im niedrigen Spannungsbereich arbeiten. Das Gateway wird über eine Web-Applikation mit einfacher grafischer Benutzeroberfläche bedient, zum Beispiel via PC oder Smartphone. „Das ist so einfach, dass es jeder kann, der schon mal eine App installiert und bedient hat“, verspricht Wolf Pietsch.

Das System integriert mittels der Sensoren in den einzelnen Satelliten diverse Umgebungsdaten wie Helligkeit/Dunkelheit, Temperatur und Bewegung in seine Lichtsteuerung. Es kann dann je nach Nutzer-Wunsch die Lichtstimmung in den dafür ausgerüsteten Räumen teilweise oder vollautomatisch anpassen und ständig nachkorrigieren. „Das funktioniert für den Nutzer im Prinzip mit einem Klick“, erklärt Benjamin Grosse. „Wir stellen zum Start des Systems zum Ende des Jahres bereits einige Grundprofile zur Lichtsteuerung zur Verfügung, zum Beispiel ein eher buntes Kaleidoskop-Profil oder ein ziemlich helles Schaufenster-Profil.“ Zukünftig könnten dann Nutzer eigene Profile auf die Illuminight-Online-Plattform laden und vom Know-how der sich erweiternden Community profitieren. Langfristig soll hier ein Marktplatz für Licht-Applikationen entstehen, von dem die Erfinder per Mikro-Payment-System in ähnlicher Weise profitieren wie die bekannten Anbieter von App-Stores.

Die beiden Gründer können ihre Entwicklung in diesen Tagen dank eines einjährigen EXIST-Gründerstipendiums des Bundeswirtschaftsministeriums im Kern abschließen. „Die Technologie funktioniert“, erklärt Pietsch, „jetzt geht es ums Testen im Detail und um erste Anwendungserfahrungen – und dann um Produktion und Markterschließung.“ Erste Installationen in einem Museum in Süddeutschland und in einer norddeutschen Arztpraxis entwickelten sich gerade vielversprechend, so Grosse. Auch die Gespräche mit potenziellen Serien-Produktionspartnern und größeren Pilotkunden aus den Bereichen Gebäudetechnik, Ausstellungstechnik und Landschaftsbau seien auf einem guten Weg.

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Schlaue Geräte clever vernetzen

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik…

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Das „CyCloud“-Team: Pascal Salje (Praktikant), Tim Schleusener, Ekaterina Ifraimov, Michael Ifraimov (v. l.)

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik.

Damit all diese schlauen Geräte möglichst ohne Zeitverzögerung und ohne nervige Fehler einfach und sicher gesteuert werden können, bauen Programmierer kleine Kommunikationsprogramme, die für die richtige Verbindung sorgen. „Das Problem dabei ist, dass jeder Hersteller ein eigenes Stück Software auf einer bestimmten Betriebssystem-Plattform baut und verwendet“, erklärt Michael Ifraimov. Der 31-Jährige ist so etwas wie das „philosophische Gehirn“ hinter einer neuen Technologie, die ihre Erfinder „CyCloud“ nennen. „So ist es beim heutigen Stand der Dinge nicht trivial, beispielsweise für ein Android-Handy eine App zu programmieren, die eine Drohne steuert, deren genaue Software-Auslegung man vom Hersteller gar nicht bekommt“, ergänzt Tim Schleusener, der praktische und produktorientierte Kopf des Erfinder-Duos. „Mit unserer CyCloud-Technologie ändern wir das grundlegend“, verspricht Schleusener. Der CyCloud-Code sei „open source“, also für jeden offen einsehbar, ohne Kosten. Und die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten funktioniere mit dem neuen „Framework“ oder „Programmierbaukasten“ unabhängig von Programmiersprache und Auslegung der einzelnen Geräte. „Jeder Programmierer kann mit unseren Komponenten oder Werkzeugen an seinem konkreten Roboterprojekt herumprobieren, ohne sich mit Details der Kommunikationsmechanismen herumschlagen zu müssen“, so Ifraimov. „Da liegt ein Zukunftsmarkt vor uns, denn was in den 80er Jahren die Software-Bastelei am Commodore oder Amiga war, ist für den technisch interessierten Nachwuchs heute die hardwarenahe Programmierung eigener Roboter.“

Die beiden Informatikerfreunde, die in diesem Frühjahr ihren Bachelor-Abschluss an der Lübecker Uni gemacht haben, sind über ihr privates Projekt mit der Drohnensteuerung auf eine grundlegende technologische Idee gestoßen, die Ifraimov so erläutert: „Unser Framework ist vor allem einfach zu verwenden und dabei hoch performant, deshalb gerade auch für zeitkritische Anwendung geeignet – wie eben die Steuerung einer Drohne in der Luft, die ja nicht gegen eine Wand fliegen darf, bloß weil ein Steuerungsbefehl zu langsam ankommt oder verarbeitet wird.“ Jedem beteiligten Gerät sei eine eindeutige Adresse – eine so genannte „URL“ – zugeordnet, wodurch die Geräte gleichartig angesprochen werden könnten . Schleusener drückt es so auch: „Die mit dem neuen, dezentral angelegten System programmierten Geräte vernetzen sich automatisch selbst miteinander, sie brauchen nirgendwo einen zentralen Server, keine feste Netzwerkstruktur und natürlich keine Treiberinstallationen. Das macht die Steuerung oder andere Datenübertragungen wie Audio oder Video viel weniger kompliziert und fehleranfällig.“

Aus dieser technologischen Produktidee soll nun in absehbarer Zeit eine Unternehmensgründung erwachsen. Hierbei spielt Ekatarina Ifraimov, die Zwillingsschwester von Michael, eine wichtige Rolle. Die freiberufliche Modedesignerin bringt den Marketing- und Gründerblick in das neue Team ein. „Wir alle wollten uns schon lange selbstständig machen. Im Augenblick bemühen wir uns um Fördermittel, damit wir die einzelnen Komponenten des Frameworks ausentwickeln und dann am Markt verfügbar machen können“, erzählt sie. Parallel gebe es erste Aufträge von Lübecker Unternehmen etwa aus dem Event-Bereich. „Mit diesen Projekten versuchen wir, erste Einnahmen zu generieren, die wir dann in das eigene Wachstum und den Aufbau einer eigenen Hosting-Plattform für unsere Funktionskomponenten und für Kundenprojekte investieren wollen.“

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Auf dem Weg zur mitdenkenden Pillenbox

Ein Team von Lübecker Fachhochschul-Studentinnen hat das Konzept für eine clevere Medikamenten-Box entwickelt. Über die Umsetzung ihrer Idee in die Realität des Medizin- und Pflege-Betriebs denken die vier jungen Frauen jetzt nach. Nach dem Hochschulabschluss streben sie dafür möglicherweise eine Unternehmensgründung an.

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Das FH-Damen-Team präsentiert die Idee für eine mitdenkende Medikamenten-Box: Amelie Paske, Christina Briese, Miriam Hermsdorf, Laura Löffler (v. l.)

Viele kranke Menschen nehmen täglich ein oder mehrere Medikamente. Für die Dosierung und den Zeitpunkt der Einnahme sind sie zu Hause selbst verantwortlich. In einer Krankenhaus- oder Pflege-Einrichtung sind es die Pflegekräfte, die sich um die rechtzeitige Gabe des richtigen Mittels in der verordneten Dosis kümmern müssen. Sowohl im oft eher losen Tagesablauf daheim als auch im engen Zeittakt der Pflegearbeit helfen dabei die traditionellen Pillenboxen, die gern mit Wochentagen und Dosis beschriftet werden. Zukünftig könnte eine gewissermaßen „mitdenkende“, individuell programmierbare Medikamenten-Box die nur allzu fehleranfällige menschlich-manuelle Steuerung der Medikamentierung ersetzen. Vier Lübecker FH-Studentinnen haben sich jedenfalls auf den Weg gemacht, ein solches praktisches System marktgerecht zu entwickeln.

Ausgangspunkt der Idee war eine Lehrveranstaltung zum Thema Gründungsmanagement, die die Betriebswirtschaft-Studentinnen mit einem eigenen Konzept für eine mögliche Gründung abzuschließen hatten. „Bei der Suche nach einem dafür geeigneten Produktfeld kamen wir schon beim ersten Brainstorming darauf, dass das alte Pillenbox-Konzept einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“, erzählt Amelie Paske (22) rückblickend. Und ihre Kommilitonin Miriam Hermsdorf (27) ergänzt: „Erstaunlicherweise fand sich bei unseren Recherchen in öffentlich zugänglichen Quellen kein Pillenbox-System auf dem Markt, das wirklich praktisch und fast hundertprozentig sicher ist. Also haben wir zusammen einen Konzept- und Businessplan für eine High-Tech-Medikamentenbox geschrieben – und dann auch gleich ein bisschen produktdesignt.“

In der Konzeptstudie sieht die innovative Medi-Box aus wie ein Mini-PC-Block mit Touchscreen und Schublade. Über den Touchscreen soll das Gerät durch geschulte Betreuer oder eigene Bedientätigkeit so programmiert werden, dass es die gewünschte Pillenanzahl zur eingestellten Zeit in der Schublade zur Verfügung stellt. Dazu wird an die Einnahme mit einem visuellen Hinweis auf dem Bildschirm und einen akustischen Warnsignal erinnert. Wenn das Medikament nicht entnommen wird, gibt die intelligente Box per WLAN ein Signal etwa an eine Kontrollstation bzw. deren Computer im Pflegeheim, sodass ein Helfer unmittelbar in Aktion treten kann.

„Das technische Konzept muss von Soft- bis Hardware natürlich noch im Detail entwickelt werden. Wir sind ja alle Betriebswirtinnen, die zunächst mal die Marktlücke entdeckt, den ersten Businessplan geschrieben und den notwendigen Funktionsrahmen des Produktes abgesteckt haben“, beschreibt Miriam Hermsdorf den Stand der Dinge. Es bestehe aber bereits Kontakt zu einem innovativen Medizintechnikunternehmen auf dem Lübecker Hochschulcampus. „Wir reden mit den Ingenieuren dort. Aber jetzt müssen wir in diesem Sommer noch unseren Bachelor-Abschluss machen. Danach wenden wir uns wieder diesem Zukunftsprojekt zu.“ Nach der für die Damen-Gruppe ermutigenden Bewerbung beim BioMedTec-Gründerpreis der Sparkasse zu Lübeck sei nun die Teilnahme an einem bundesweiten Ideenwettbewerb fest eingeplant.

Adipositas ist kein Schicksal

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Dieser junge Mann hat eine Mission. Mit seiner in Gründung befindlichen Firma „BioNavigator“ will Abid Mares Millionen von Menschen in den Industrieländern, die an Übergewicht leiden, beim Abnehmen helfen. Seine Beratungs- und Ernährungsmethode hat sich in der zweijährigen Testphase mit 200 Probanden als ausnahmslos erfolgreich erwiesen. Im Frühjahr 2015 startet das junge Unternehmen mit einem Lübecker Beratungsbüro und einer zunächst deutschsprachigen Web-Plattform.

Abid Mares ist 22 Jahre jung – und hat mit dem Thema Übergewicht eine Menge Erfahrung. „Seit meiner Kindheit habe ich immer wieder versucht, etwas gegen meine Fettleibigkeit zu tun – ohne jeden nachhaltigen Erfolg, trotz starker Unterstützung von familiärer Seite“, erzählt Mares im Interview. „Noch vor zwei Jahren wog ich knapp 145 Kilo. Daran habe ich wie viele andere Menschen, die vornehm als adipös bezeichnet werden, sehr gelitten. Man ist unbeweglich und im sozialen Kontakt nicht gerade beliebt.“

Die Wende in seinem Leben als „Dicker“ brachte ein Projekt im Biologie-Leistungskurs. Seine Lehrerin habe ihm geholfen, sich systematisch mit „seinem“ Thema zu beschäftigen, berichtet Mares heute dankbar: „All meine Erfahrungen aus den Diät-Zeiten bekamen jetzt Baustein für Baustein einen zusammenhängenden, wesentlich medizinischen, insbesondere stoffwechseltechnischen Horizont. Ich fand im Laufe der Zeit heraus, wie man mit seinem Fett besser umgeht, es gewissermaßen gesund macht – und damit sehr schnell abnimmt, ohne dass überall Hautfalten herabhängen.“ 50 Kilo verlor der „dicke Junge“ mit seiner eigenen Methode in sechs Monaten – und wurde glücklich dabei.

Seither arbeitet er daran, diese Methode zu systematisieren und in eine Form zu gießen, die in der persönlichen und multimedialen Beratungspraxis handhabbar ist. „Ich will einfach den Menschen helfen, denen es so geht wie mir damals“, formuliert der Junggründer seine persönliche und unternehmerische Mission.

Über 200 Menschen aus allen Altersgruppen zwischen 18 und 80 hat er mit seinem jungen Entwicklungsteam inzwischen betreut. „Und keiner war unzufrieden mit dem Ergebnis“, freut sich Mares. Er setzt mit seiner intensiven, auf vielen Kundendaten beruhenden Ernährungsberatung nicht auf weniger Essen oder andere Diättechniken, sondern findet für jeden einzelnen Klienten heraus, was für dessen individuelle Physiologie („biogenetisch“) die am besten geeignete und dann vom Körper auch „angenommene“ Art der Ernährung ist.

„1,5 bis 2,5 Kilo Gewichtsabnahme pro Woche ohne Stagnation und bei voller Hautrückbildung können wir inzwischen in den meisten Fällen garantieren“, sagt der Noch-Uni-Student in den Fächern Molecular Life Sciences und Informatik, der nun zunächst als Unternehmer und Berater sein großes Projekt verwirklichen will. „Wir denken schon darüber nach, bei irgendeiner Unzufriedenheit des Kunden seine relativ niedrigen monatlichen Beiträge voll zu erstatten. Für sein Geld bekommt unser Kunde ein echtes Abnehm-Versprechen und neben der entscheidenden Basisanalyse jederzeit eine persönliche Beratung und individuelle, datenbankgestützte Hilfen auf allen Medienkanälen von Web bis SMS.“

Parallel zu den laufenden Gründungsvorbereitungen von Finanzierung bis Personalaufbau führt Abid Mares auch Gespräche zur Zusammenarbeit mit einem Lübecker Uni-Institut über eine gemeinsame Studie. Sie soll den Wirksamkeitsnachweis der in den Details noch geheimen Mares-Methode nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erbringen. „Wir wissen ja aus massenhafter Erfahrung, dass die Methode funktioniert. Jetzt untermauern wir das auch mit wissenschaftlichen Mitteln“, so Mares abschließend.

Smarter Strom fürs Fahrrad-Phone

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Rainer Schirmer war es leid, dass seinem Smartphone samt Navigations-App bei längeren Touren immer der Strom ausging. Der Lübecker Ingenieur fand eine inzwischen patentierte Lösung für sein Problem – und bringt sie im Herbst auf den deutschen Fahrrad-Zubehörmarkt.

„1000 Stück erstmal, so weit können wir die Produktion dieses neuartigen, hochwertigen USB-Ladegerätes mit universeller magnetischer Lenkerhalterung vorfinanzieren“, erzählt Schirmer in seiner bescheidenen Art von seiner möglicherweise bahnbrechenden Erfindung. „Damit testen wir den Markt.“ Grundsätzlich gilt der deutsche Markt für Fahrräder und Zubehör insbesondere im technischen High-End-Bereich als ziemlich aufnahmefähig, was Innovationen angeht, die dem passionierten Radler einen echten Nutzen versprechen. Der Nutzen ist nach Schirmers Ansicht bei den bisher auf dem Markt befindlichen Dynamo-Ladegeräten aber nur bedingt gegeben: „Die relativ günstigen Geräte können nur entweder leuchten oder laden, haben dabei oft Überladungsprobleme oder beeinträchtigen auf andere Weise die Gerätesicherheit. Unser BSP kann beides zugleich und macht das Radfahren mit Handy und Dauerbeleuchtung insgesamt sicherer. Und das für einen akzeptablen Verkaufspreis von vielleicht 60 Euro.“

Schirmers Produkt nutzt den Strom, den die üblicherweise verbauten Nabendynamos erzeugen, um neben der Beleuchtung des Rades auch das Laden von Handys oder anderen Mobilgeräten zu ermöglichen. Der besondere Trick dabei ist eine hochmoderne Elektroniksteuerung, die beides gleichzeitig liefert: Wechselstrom für die Beleuchtung und 5-Volt-Gleichstrom für das Laden. Die grundsätzliche Energiemanagement-Idee hat der Entwickler aus einem medizintechnischen Projekt übernommen, an dem er beteiligt war. Entsprechend hochwertig und sicher seien jetzt die Komponenten und das Gesamtprodukt für den Radgebrauch. Das gelte auch für die Befestigungstechnik und das Design. „Wir erreichen höchste Wirkungsgrade von bis zu 95 Prozent, sodass nur wenig zusätzliche Tret-Energie aufgewandt werden muss, um die Ladefunktion zu bedienen. Natürlich gibt es auch einen intelligenten Überladeschutz. Und alle Teile werden von einem zertifizierten Prüfunternehmen getestet, fast wie in der Medizintechnik. Die Magnetfolie für das Handy-Case hält jedes Gerät absolut sicher – und doch kann man es mit einem kleinen Ruck abnehmen“, erklärt der passionierte Rad-Praktiker, der in den Sommerferien mit seiner Frau ganze Länder per Velo erkundet.

Das Produktkürzel „BSP“ steht für „Bicycle Smart Power“. Der Markenname ist bereits geschützt. Denn Schirmer will mit dem Produkt hoch hinaus, oder besser: in die Breite gehen. „Wir visieren den Massenmarkt an, der nach unseren Recherchen und Schätzungen allein in Deutschland mit seinen über 40 Millionen Regelmäßig-Radfahrern ein Millionenpotenzial hat.“ An den hierzulande fertigenden oder montierenden Herstellern und Großhändlern ist die in Gründung befindliche junge Firma des 61-Jährigen vertrieblich schon dran. „Wir stellen uns vor, dass das kleine USB-Ladegerät mittelfristig so selbstverständliches Lenker-Zubehör wird wie eine Klingel“, formuliert der Ingenieur und wissenschaftliche Mitarbeiter an der Fachhochschule Lübeck das Ziel.

Info: www.bicycle-smart-power.de

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Zwischenbilanz: ein Jahr mit Lübecker Technologien

Das Technologie-Blog Lübeck zieht Zwischenbilanz: ein Jahr mit visionären technologischen Projekten und erfolgreichen Firmen auf dem Campus und in der Stadt.

Der Ideen-Geber ist zufrieden. Raimund Mildner, Geschäftsführer des Technikzentrums Lübeck und der Wissenschafts- und Technologiepark GmbH auf dem Hochschulcampus, freut sich nach einem Jahr Recherche und Veröffentlichung über die Resonanz auf die insgesamt 23 entstandenen Beiträge: „Die Interview-Partner auf dem Campus und in der Stadt, die Autoren und Redakteure und ich selbst als Organisator wurden in schöner Regelmäßigkeit auf diese Reihe angesprochen. Der Tenor war: Schön, dass man mal etwas über neueste Technologien in Projekten und Unternehmen vor Ort erfährt, und zwar so, dass man die technisch-innovative Idee und die angestrebte Umsetzung am Markt auch verstehen kann. Genau das war unser Ziel.“

Für das interessierte Publikum entstand so nach Mildners Einschätzung ein vielgestaltiger Eindruck vom innovativen Potenzial in der hochschulnahen Lübecker Technologie-Szene. Die Firmen- und Projekt-Berichte von A wie „Adaptive Sensory Technology“ bis O wie „OR-Net“ hätten gezeigt, wie nah die Lübecker Technologie-Forschung teilweise an die Weltspitze heranrückt. „Und gerade die kleineren Firmen hier auf dem Campus punkten durchgängig mit unermüdlichem, oft visionärem Entwicklungsdrang und großem persönlichem Einsatz von Gründern und Mitarbeitern“, so Mildner. Auf die Gründer- und Gründungsthematik wird der Technologie-Blog in den kommenden Monaten verstärkt eingehen.

Was im Rückblick auf die bisherigen Blog-Beiträge auffällt: Immer wieder betonen die Gesprächspartner die guten Standortbedingungen in Lübeck. „Der Standort bietet ein gutes fachliches Umfeld im biomedizinischen und medizintechnischen Umfeld an den Hochschulen und in den einschlägigen Unternehmen“, erläutert Mildner diesen Befund. „Darüber hinaus gibt es hier hervorragenden Nachwuchs zum Beispiel auch in der zukunftweisenden Informatik und nicht zuletzt ein enges Kontaktnetzwerk mit kurzen Wegen – auch zur Unternehmensgründung.“ So sei zu erklären, warum auch junge Firmen in der Wachstumsphase auf dem Campus oder in der Stadt bleiben: „Innovation entsteht oft im Gespräch. Dazu haben wir hier insbesondere auf dem BioMedTec-Campus im Hochschulstadtteil die allerbesten Voraussetzungen – und wie man in den Beiträgen der Reihe sieht: auch viele Forschungs-, Entwicklungs- und Gründungserfolge in zukunftsträchtigen Branchenfeldern. Insgesamt steht der Technologie-Standort Lübeck im nationalen und internationalen Wettbewerb für eine Stadt dieser Größe ganz gut da – und ist weiterhin entwicklungsfähig.“

Eine konkrete Projekt-Perspektive zur Weiterentwicklung des technologischen Campus-Potenzials hat Mildner ganz aktuell auch zu bieten: „Wir bereiten gerade eine Bewerbung vor für das vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebene Förderprojekt ‚Aufbau von Industrie-in-Klinik-Plattformen zur Entwicklung innovativer Medizinprodukte‘. Mit der in Lübeck gewachsenen Infrastruktur, aus der die Blog-Reihe nur einen kleinen Ausschnitt zeigen konnte, sollten wir gute Chancen haben. Wir tun hier ja zum Beispiel in den Multifunktionsgebäuden auf dem Campus schon seit Jahren das, was die Forschungspolitik jetzt fordert und fördert.“

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Einfach mal Muster machen im FabLab

Ganz frisch am Start in Lübeck und schon in unserem Technologie-Blog: das neue „FabLab“ in der Seelandstraße.

„Wir sind in Schleswig-Holstein die ersten, die ein FabLab aufbauen.“ Raimund Mildner freut sich über ein neues „Alleinstellungsmerkmal“ des Technikzentrums Lübeck (TZL). Das „FabLab Lübeck“ ist ein Angebot des TZL in Zusammenarbeit mit dem GründerCube, dem BioMedTec-Wissenschaftscampus und dem Wissenschaftsmanagement der Stadt. Die Geräteausstattung wird von der Possehl-Stiftung gefördert.

Als „FabLab“ wird in der internationalen Technologie-Szene ein „Fabrikationslabor“ (englisch: Fabrication Laboratory), also eine offene High-Tech-Werkstatt bezeichnet, in der modernste, computergesteuerte Bearbeitungsgeräte zur Anfertigung von Funktionsmustern und Prototypen zur Verfügung stehen.

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Alexander Mildner vor CNC-Fräse und Laser-Cutter. Der Diplom-Maschinenbauer fungiert als technischer Koordinator im FabLab und promoviert an der Uni Lübeck.

„Das Angebot richtet sich an ältere Schüler mit technischem Interesse, an Studierende und Doktoranden, aber auch an technisch ambitionierte Erfinder, Firmengründer oder Dienstleister“, erläutert Mildner. „Wir bieten industrienahe Produktionstechnik an, mit der zu Lern- und Erprobungszwecken exakte Einzelstücke aus selbst entworfenen Modell-Daten gefertigt werden können.“

Die Reihe der High-End-Geräte im Lübecker FabLab im TZL in der Seelandstraße reicht schon in der laufenden Aufbauphase vom 3D-Drucker über einen Laser-Cutter bis hin zur CNC-Fräse, sodass eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien bearbeitet werden kann. „Es geht in dieser Werkstatt um die relativ unkomplizierte Anfertigung von hoch individualisierten Modellen, nicht um die eigentliche Fabrikation oder gar Serienproduktion“, betont Mildner. Der technisch orientierte Nachwuchs erhalte so einen einfachen Zugang zu aktuellen Produktionstechnologien und entsprechendem Produktions- und Innovationswissen.

Der für die Idee zentrale Praxisbezug des FabLabs wird vertieft durch regelmäßige multidisziplinäre Workshop-Angebote auf dem BioMedTec-Campus. „Wir weisen die Labor-Nutzer in den Umgang mit den Geräten ein und unterstützen den Prozess von der Idee zum Produkt, nicht aber die eigentliche, konstruktive Entwicklung“, erklärt Mildner. Die Nachwuchsentwickler könnten und sollten hier selbstverantwortlich mit der eigenen Idee und ihrer technischen Realisierung umgehen. Dies könne entweder zum Selbstkostenpreis geschehen oder nach dem Prinzip der Gegenleistung: „Wer sich an der Weiterentwicklung des FabLab-Projektes insgesamt beteiligt, zum Beispiel durch fachliche Beiträge in Workshops oder durch aktive Mitwirkung in der FabLab-Community, wird den kleinen Maschinenpark sicher auch mal besonders günstig oder umsonst nutzen können.“

Von Anfang an dabei sind zwei Uni-Studenten. „Unsere Aufgabe hier im FabLab ist es, junge Menschen bei der Realisierung ihrer Prototypen zu unterstützen“, erklärt Markus Voigt. Der 26-Jährige studiert Medizinische Ingenieurwissenschaft. Auch Dominik Thiele (25), Student der Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften, ist von der Idee begeistert: „Ich finde es faszinierend, wie jedermann durch das FabLab Zugang zu High-Tech-Geräten bekommen und so seiner Erfinder-Kreativität freien Lauf lassen kann.“ Und Voigt ergänzt: „Das passt gut zu Lübeck, wo wir immer interdisziplinär mit Kommilitonen, Ärzten und Wissenschaftlern an der Schnittstelle Mensch-Technik arbeiten.“

Die 100-Quadratmeter-Werkstatt des FabLab in der Seelandstraße 3 wird nach den Sommerferien regelmäßig an mehreren Wochentagen geöffnet. Auf dem Hochschulcampus finden dann auch Workshops und Seminare zum FabLab statt.

Info: www.fablab-luebeck.de

Eine Sache des Vertrauens

Die beiden Herren am Mikroskop sind echte Spezialisten. Bundesweit gibt es kaum 15 freie Labore, in denen ausschließlich Gewebeproben der Haut auf krankhafte Veränderungen untersucht werden. Eines davon arbeitet an sechs Tagen in der Woche auf dem Lübecker Hochschulcampus daran, Hautärzten aus der ganzen Republik möglichst eindeutige Laborergebnisse zu den eingesandten Proben ihrer Patienten zu liefern.

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Jeden Tag landen an die 200 Fälle in den Eingangskörben des Dermatohistologischen Einsendelabors Lübeck von Christian Rose (rechts im Bild) und Stefan Bartsch im dritten Multifunktionscenter-Gebäude. Beide sind Hautärzte mit Schwerpunkt Histologie, Rose zudem Pathologe. Sie kennen sich aus der ein paar Jahre zurückliegenden gemeinsamen Arbeit an der Lübecker Uniklinik. Seit 2010 betreiben sie in Praxisgemeinschaft das Labor, das in wenigen Jahren zu einer wichtigen Größe für niedergelassene und in Kliniken tätige Hautärzte geworden ist.

„In unserem Fachgebiet geht es um etwas Langfristiges, nämlich um Erfahrung und um Vertrauen“, erklärt der 50-jährige Rose den Erfolg der beiden Gründer. Und der 1971 geborene Bartsch ergänzt: „Zuallererst kommt es darauf an, dass man über viele Jahre umfassende Lernerfahrungen in der klinischen Labordiagnostik sammelt, am besten angeleitet von einem erfahrenen ärztlichen Vorbild. Denn nur so erarbeitet man sich den klaren Blick für eine schnelle und sichere Befundung.“ Und wieso Vertrauen? Das, so meinen die beiden Gewebeexperten, gewinne und erhalte man von den ärztlichen Kollegen, wenn man fast fehlerfrei arbeite und zudem immer für Nachfragen und Befunddiskussionen erreichbar sei. „Es geht immer um Menschen, letztlich um Verantwortung für die Patienten. Da muss man schon etwas Einsatz bringen, wir sind ja schließlich Dienstleister“, betont Rose.

Solchen persönlichen Einsatz bringen in diesem Speziallabor nicht nur die beiden Chefs. Über 20 Voll- und Teilzeitkräfte sorgen dafür, dass die Labormaschine technisch und logistisch rund läuft, darunter allein 13 Medizinisch-Technische Assistentinnen. Sie erstellen aus den eingesandten Gewebeproben in einem mehrschrittigen Laborprozess mit modernsten Maschinen die extrem dünnen Gewebeschnitte, die dann von den Ärzten untersucht und befundet werden. „Solche Schnitte zu machen, ist eine Kunst. Ich könnte das nicht“, lobt Rose. „Und das oft morgens um halb sieben, auch am Samstag, damit wir ab acht Uhr mit dem Mikroskopieren beginnen können, sodass möglichst noch am selben Tag ein Ergebnis erzielt wird und der Patient so schnell wie möglich Klarheit bekommt.“

Der Bedarf an solcher engagierter Labordienstleistung wächst weiter. „Die Vorsorgeuntersuchung auf Hautkrebs hat sich in den letzten Jahren durchgesetzt. Und die Krankheit selbst ist leider auch weiterhin auf dem Vormarsch“, weiß Stefan Bartsch zu berichten. Man überlege daher, wie man die eigenen personellen Ressourcen weiter aufstocken könne. „Die Kontakte hier auf dem Campus helfen uns dabei“, erläutert Christian Rose. „Wir haben hier zum Beispiel eine hochqualifizierte MTA gefunden, die jetzt Molecular Life Sciences studiert und ihr Studium durch die Mitarbeit bei uns im Labor finanziert. Ein Glücksfall für alle Beteiligten!“

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Info: http://www.dermatohistologie-luebeck.de

Die Zukunft der Darmkrebs-Diagnostik mit Biochips aus Lübeck

Darmkrebs ist eine Massenerkrankung. Jährlich werden weltweit über eine Million Neuerkrankungen registriert. Ein Forscherteam von der Lübecker Uni arbeitet daran, in absehbarer Zeit diesen Krebs leichter und früher zu diagnostizieren und damit die Heilungschancen deutlich zu verbessern.

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Prof. Habermann bereitet mit seiner Mitarbeiterin Katja Klempt-Gießing einen Biochip für das maschinelle Auslesen vor.

Jens Habermann leitet die Sektion für Translationale Chirurgische Onkologie und Biomaterialbanken an der Klinik für Chirurgie. Der 43-Jährige hat es sich zur Aufgabe gemacht, Diagnosemethoden zu entwickeln, mit denen im Blut von Patienten schon sehr kleine Mengen bestimmter Eiweiße gemessen und als Hinweisgeber für bestimmte Tumoren („Biomarker“) ausgewertet werden können. „Wir haben in jahrelanger Forschungsarbeit jetzt die ersten geeigneten Marker-Eiweiße für das häufige Darmkrebs-Karzinom gefunden“, erklärt der Professor, der vor 20 Jahren in Lübeck studiert hat und 2006 als international erfahrener Forscher hierher zurückkehrte. „Die gegenwärtig noch laufenden Testreihen an über 1000 Blutproben zeigen schon gute Ergebnisse, was Spezifizität, also Treffgenauigkeit, und Sensitivität, also Empfindlichkeit, der Marker angeht.“

Aber zum marktfähigen Produkt eines Biochips für den verbreiteten Laboreinsatz sei es noch ein weiter Weg, meint Habermann. „Wir brauchen sicher noch zehn Jahre für umfassende Studien und Tests, aber dann haben wir ein Biochip-Serienprodukt, das genauer misst als der heute verbreitete Blut-im-Stuhl-Test und wegen des kostenmäßig tragbaren Laboreinsatzes für Reihenuntersuchungen geeignet ist.“ Denn das ist die Vision des Forschers wenigstens für Deutschland: ein über die Krankenkassen finanziertes Darmkrebs-Screening mit der Eiweiß-Methode. Die für den Betroffenen relativ aufwendige Darmspiegelung bliebe dann nur noch für Fälle nötig, bei denen ein schon konkreter Verdacht bildgebend bestätigt oder widerlegt werden müsste – oder bereits detektierte gutartige Tumoren entfernt werden sollen. „Auch für die spezifische Detektion von solchen so genannten Polypen haben wir bereits spezielle Eiweiß-Marker gefunden“, so Habermann.

Ein aktuell wichtiges Projekt auf dem Weg zur Anwendung dieser Forschungsergebnisse in der Labor- und Patienten-Praxis ist eine von der Europäischen Union geförderte Kooperation des Lübecker Teams mit dem irischen Diagnostika-Hersteller Randox. Dabei geht es vor allem darum, weitere Marker-Eiweiße zu finden und dann auf einem Biochip zum Auslesen im Labor so unterzubringen, dass möglichst verschiedene Tumor-Varianten in einem Testdurchgang identifiziert werden können. „Prinzipiell haben wir bewiesen, dass unsere Methode mit den bereits patentierten Antikörpern funktioniert. Jetzt wollen wir uns gemeinsam auf den möglichen Routine-Einsatz im Labor zubewegen“, erläutert der Krebsforscher. Dazu soll der zu entwickelnde Biochip möglichst auch noch weitere Krebsarten detektieren können. Nach Habermann sind die Aussichten gerade auch für das bisher praktisch nicht rechtzeitig erkennbare Bauchspeicheldrüsen-Karzinom nicht schlecht. Auch hier sei ein Antikörper-Patent in Vorbereitung. „Am Ende stelle ich mir für die Patienten vor, dass diese Biochip-Laboruntersuchung im Rahmen eines Check-ups beim Hausarzt einfach mitgemacht wird und man das Ergebnis in wenigen Stunden hat“, blickt der Forscher in die Zukunft.

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Info: http://www.chirurgischeforschung-luebeck.de/Forschung/forschung.html

Die Stromlückenfüller vom Lübecker Hochschulcampus

Alles noch ganz neu hier. Der achte Multifunktionscenterbau auf dem Hochschulcampus ist praktisch fertig. Draußen wird an den Außenanlagen noch gebaut, drinnen ziehen Elektriker Strippen. Alles noch in Arbeit. Aber eine kleine Firma ist schon eingezogen: H-TEC Systems mit ihren zurzeit zwölf Mitarbeitern, von denen viele an der hiesigen Fachhochschule ausgebildet wurden. In der noch ziemlich geräumigen H-TEC-Produktionswerkstatt entstehen bereits die ersten Geräte für die Stromversorgung der Zukunft.

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Uwe Küter arbeitet an der Zukunft dezentraler Energieversorgung mithilfe von Wasserstoffspeichern wie dem Modell EL30.

Das große Thema von H-TEC ist die Speicherung von Energie mithilfe von Wasserstoffgas. „Das energiepolitische und energietechnische Problem ist bekannt, das ging mir schon im Studium auf“, erklärt Geschäftsführer Uwe Küter (52) dem Besucher: „Erneuerbare Energien wie Windkraft stehen zur Stromerzeugung im Prinzip zwar dauernd zur Verfügung. Aber leider kann man die jeweils momentane Nachfrage nicht ohne Weiteres mit dem produzierten Angebot synchronisieren.“ Mit anderen Worten: Der Wind weht, wann er will, und man braucht in Phasen geringerer Nachfrage Energiespeicher, aus denen bei höherer Nachfrage die Energie wieder abgerufen werden kann. „Stromlückenfüller“ nennt der Physiker Küter das.

Seit acht Jahren entwickelt H-TEC eine Technologie, die diese Aufgabe erfüllen kann und jetzt im Prinzip serienreif ist. Die Technologie heißt „PEM-Elektrolyse“. Als Elektrolyse bezeichnet man in der Chemie die Aufspaltung einer Verbindung unter Einsatz von elektrischer Energie. In unserem Fall wird so mit dem zufließenden Strom Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff getrennt. Dies geschieht in Elektrolysezellen an einer speziellen Membran, der PEM (Polymer Electrolyte Membrane). Der so entstehende Wasserstoff kann dann in Tankbehältern unter hohem Druck und damit auf relativ wenig Raum gespeichert und bei Bedarf wieder zur Erzeugung von Strom eingesetzt werden (sofern man nicht gleich eine Wasserstofftankstelle damit betreiben will).

„Unser besonderes Know-how“, erläutert Küter, „betrifft vor allem die Bipolarplatten, mit denen die gestapelt-zusammengesetzten Elektrolysezellen so verbunden werden, dass die Wasserversorgung, der Gastransport und die Stromleitung gleichmäßig funktionieren und die Module die Temperaturen von 60 bis 80 Grad Celsius und den hohen Arbeitsdruck aushalten.“

Das erste serienreife Produkt von H-TEC heißt „EL30“. Die „30“ steht für den Druck in Bar, das „EL“ für Elektrolyseur. So ein Modul kann je nach Auslegung (Anzahl der Zellen, Aufbau der Betriebsumgebung mit Wasserversorgung, Stromwandler etc.) bis zu 18 Kilowatt Strom in Wasserstoff umwandeln. „In einem vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten Projekt arbeiten wir daran, bis Mitte 2016 eine Modellanlage zu bauen, die sogar ein Megawatt verarbeiten kann“, so Küter.

Zurzeit gäbe es Erfolg versprechende Industriekontakte in der Energiewirtschaft. Und mit dem H-TEC-Mehrheitsgesellschafter GP Joule bauen die Lübecker Stromlückenfüller gerade eine integrierte Modellanlage am Firmensitz in Reussenköge bei Husum auf. Hier soll erstmals ein Blockheizkraftwerk bis zu 30 Prozent mit Wasserstoff betrieben werden, während die abfallende Wärme zur Heizung von Gebäuden und zum Betrieb der hauseigenen Biogasanlage eingesetzt wird.

(rwe)

Info: www.h-tec.com/de/systems