Aus einem biochemischen Forschungsprojekt an der Lübecker Universität entwickelte sich in wenigen Jahren ein kleines, feines High-Tech-Unternehmen: Die Protein-Mess- und Kontroll-Geräte der Firma Xtal Concepts stehen heute in Forschungslaboren weltweit. Und ein Xtal-Produkt fliegt 2016 sogar in den Weltraum.
Das Xtal-Führungsteam: Annette Eckard, Arne Meyer, Karsten Dierks (v. l.) vor dem Prototypen des Erfolgsgerätes im Lübecker Labor
Proteine sind für Biochemiker ein wesentliches Forschungsfeld. Diese wenige Nanometer kleinen Makromoleküle aus Aminosäuren stellen grundlegende Bausteine des Lebens dar. Wenn man Ihren Aufbau und ihr Verhalten verstehen und kontrolliert verändern kann, ermöglicht das zum Beispiel im Falle von Krankheitserregern die Entwicklung neuer Behandlungs- oder Impf-Wirkstoffe. Um die Kleinstteilchen beobachten zu können, lässt man sie unter Hinzufügung bestimmter Substanzen kristallieren und wachsen. Das junge Unternehmen Xtal hat Geräte für dieses Beobachten, Vermessen und Beeinflussen auf Nanoebene entwickelt und gebaut. Die „Controller“ genannten Geräte arbeiten mit höchst anspruchsvollen Lichtstreuungs-, Wiege- und Softwaretechnologien. „Der Prototyp entstand hier 2011 am Lübecker Uni-Institut für Biochemie bei Professor Hilgenfeld“, berichtet Karsten Dierks. Der Physiker war genau wie der Biochemiker Arne Meyer von Anfang an dabei.
Auf der Basis dieser funktionierenden Technologie wagte das kleine Team den Sprung in die Unternehmensgründung. „Wir hatten das Glück, das Produkt mit der Unterstützung durch Fördermittel von Land und Bund zur Marktreife entwickeln zu können“, erzählt Dierks. Im Rahmen der „EXIST“-Förderung des Bundeswirtschaftsministeriums gelang dann der Markteintritt des jungen Unternehmens mit internationalen Kontakten. „Vor allem fanden wir dann ziemlich schnell erste Investoren“, ergänzt Annette Eckhardt, die im Geschäftsführungsteam für den kaufmännischen Bereich zuständig ist. So konnten neue Mitarbeiter eingestellt und weitere Produkte entwickelt und auf den Markt gebracht werden.
Das kleine Unternehmen machte sich mit eigenen Forschungsbeiträgen und technischen Sonderlösungen für Forschungseinrichtungen schnell international einen Namen. „Unseren Businessplan haben wir damit schon überholt“, freut sich Annette Eckhardt. „Die schwarze Null war eigentlich erst für nächstes Jahr geplant.“ Jetzt gehe es darum, die funktionierende Technologie auf andere Anwendungsbereiche zu übertragen und so als Unternehmen zu wachsen. „Zum Beispiel werden in der Farben- und in der Kosmetik-Industrie immer mehr Nano-Teilchen verwendet. Um die kontrolliert einsetzen zu können, braucht man unsere High-End-Mess- und Kontroll-Technik“, so Eckhardt. Aktuell arbeitet das Xtal-Team aber noch an einem ganz anderen Highlight der bisherigen Unternehmensgeschichte: Im Jahr 2016 soll ein Xtal-Controller mit zur internationalen Raumstation (ISS) fliegen, um das Verhalten von Proteinen in der Schwerelosigkeit zu beobachten.
Info: www.xtal-concepts.de
(rwe)