Archiv der Kategorie: Allgemein

„Big Data“ in der Klinik: Daten-Auswertung mit neuen Software-Werkzeugen

In der klinischen Medizin fallen große Mengen von Daten insbesondere bei Diagnose und Therapie von Patienten an. Diese „Big Data“ bergen Wissensschätze, die zum Wohle des einzelnen Behandelten und zur Effizienzsteigerung des Versorgungssystems beitragen können. Das funktioniert aber nur, wenn geeignete Fragen an die Daten gestellt werden und wenn sinnvolle Auswertungsprozeduren gefunden werden. Auf dieses hoch komplexe „Data Mining“ haben sich die Wissenschaftler vom Lübecker Uni-Institut für Informationssysteme (IFIS) spezialisiert. Im Projekt „Industrie-in-Klinik-Plattform Lübeck“ arbeiten sie mit den Herstellern von Krankenhaus-Software und medizinischen Geräten zusammen.

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Professor Ralf Möller forscht unter anderem im Bereich „Big Data und Data-Mining“

„Bevor wir das Daten-Gold mit geeigneten Algorithmen schürfen können, müssen wir sehr genau wissen, was die Mediziner und die Klinik-Manager über klinische Fälle oder Prozesse überhaupt wissen wollen und gemeinsam mit ihnen entsprechende formale Anfragen aufbauen“, erklärt IFIS-Leiter Ralf Möller den jeweils ersten Schritt im Umgang mit den großen Datenmengen. „Dann müssen wir die Daten selbst extrahieren, bereinigen, ergänzen und so strukturieren, dass ein automatisches Durchsuchen überhaupt möglich ist, ohne bei jeder Abfrage jeden Datensatz durchzugehen, denn dann dauerte jede Abfrage Tage statt Sekunden, eben weil es sich um riesige Mengen handelt.“ Zudem, so Möller, müsse der automatisch zu generierende Auswertungscode auch noch die Leistungsfähigkeit der klinischen Hardware berücksichtigen.

Zu diesen Zwecken bedarf es eines vielfältigen und umfassenden Know-hows von Informatik-Methoden im klinischen Kontext mit all seinen heterogenen Daten aus verschiedenen Quellen. Zum Beispiel müssen die vorliegenden Bilddaten in den Patientenakten ebenso automatisch ausgewertet werden können wie die Briefe und Notizen der Ärzte darin. „Bild- und Sprachverstehen sind komplexe Aufgaben für die maschinelle Intelligenz, aber wir sind inzwischen so weit, dass die Algorithmen sich im Prinzip tatsächlich in Selbstlernprozessen am Datenmaterial weiterentwickeln und zielführende Auswertungen liefern können“, erläutert Möller den Forschungsstand. „Hierzu arbeitet das IFIS eng mit anderen Instituten der Lübecker Informatik zusammen, etwa wenn es um die Generierung und Auswertung von medizinischen Signal- beziehungsweise Bilddaten geht oder um algorithmisches Lernen oder auch um Telematik.“

Das IFIS wird sein spezielles Methoden-Know-how zukünftig verstärkt Herstellern von klinischen Software- und Geräte-Systemen zur Verfügung stellen. Dabei hilft Ralf Möller und seinem Team die annähernd einzigartige Möglichkeit, in Kürze mit einer unter Berücksichtigung aller Datenschutzanforderungen beschränkten Abbildung der Daten des Klinikinformationssystems des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein arbeiten zu können. „Dann entwickeln wir nicht mehr mit fiktivem Datenmaterial, sondern sehen, was tatsächlich in der klinischen Praxis an Material – und an Datenproblemen – vorliegt“, freut sich der 51-jährige Forscher mit dem Interesse an realitätsnaher Anwendung. Die IFIS-Experten verstehen sich laut Möller in diesem Rahmen durchaus als Auftragsforscher für die Hersteller: „Wir können dabei helfen, Hersteller-Studien am realistischen Datenmaterial so zu gestalten, dass tatsächlich aussagekräftige Ergebnisse erzielt werden. Wir können Software-Werkzeuge mitentwickeln, die Big-Data-Auswertungen im Alltag praktikabel machen und dabei den Datenschutz ebenso berücksichtigen wie Sicherheits- und Zuverlässigkeitsaspekte und das Medizinproduktegesetz. Beispielanwendungen wären hier die schnelle, datenbasierte Entscheidungsunterstützung für behandelnde Ärzte und Operateure oder die automatische Verarbeitung und Auswertung von individuellen Patientendaten aus dessen Aufzeichnungen am heimischen Rechner in der personalisierten Telemedizin – wohlgemerkt: unter strenger Beachtung des Datenschutzes.“

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Bessere Daten in der Medizin: Fraunhofer MEVIS entwickelt Verfahren zur Berechnung, Visualisierung und Analyse medizinischer Bilddaten

Bilder spielen in der modernen, computergestützten Medizin eine zentrale Rolle in Diagnose und Therapie. Auf dem Lübecker Campus verfolgt Fraunhofer MEVIS das Ziel, die in den Bilddaten enthaltene Information optimal verfügbar zu machen. Fraunhofer MEVIS engagiert sich zudem als Entwicklungspartner für Hersteller im Projekt „Industrie-in-Klinik-Plattform Lübeck“.

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Professor Dr. Jan Modersitzki und sein Team arbeiten mit medizinischen Bilddaten (Foto: Mark Schenk, Fraunhofer MEVIS)

Die Visualisierung und Analyse von medizinischen Daten ist eine softwaretechnisch hoch komplexe Angelegenheit. Schon die Errechnung eines Bildes zum Beispiel aus den elektrischen Signalen, die bestimmte Atomkerne des untersuchten Körpergewebes unter dem Einfluss starker Magnetfelder im Magnetresonanztomographen senden, erscheint dem Laien als kleines Wunder. In der medizinischen Praxis kommen noch viele weitere Bildmodalitäten zum Einsatz, zum Beispiel Röntgenbilder, Computertomographie-Schnittbilder, nuklearmedizinische Bilder oder auch die Bilder der kleinen Endoskopie-Kameras. Hier setzt auch die besondere Kompetenz des Lübecker Teams von Fraunhofer MEVIS an: Sie sind international ausgewiesene Experten für die sogenannte „Bildregistrierung“. Das bedeutet unter anderem: Die von ihnen entwickelten und umgesetzten Verfahren können schneller, besser und unkomplizierter als andere dafür sorgen, dass verbindende Korrespondenzen von Organen und Strukturen unterschiedlichster Bildmodalitäten hergestellt werden. Dadurch können zum Beispiel Bilder verschiedener Geräte und Formate zu einem einheitlichen Gesamtbild zusammengefügt werden oder zeitliche Änderungen je nach Bedarf erkannt oder kompensiert werden.

„Aber natürlich stellt sich Fraunhofer MEVIS dem Anspruch, optimale Lösungen für alle klinische Fragen im gesamten Umfeld medizinischer Bilddaten anzubieten“, betont Jan Modersitzki, der den Lübecker Standort leitet und zudem Professor für Mathematik an der Lübecker Universität ist. „Wir adressieren zum einen die Technologien wie Bildakquise, Enhancement, Segmentierung, Registrierung oder Visualisierung, zum anderen aber auch deren Umsetzung in die klinischen Bereiche wie Radiologie, Strahlentherapie oder Nuklearmedizin.“ Mit solchen Methoden ist laut Modersitzki beispielsweise sogar eine Bewertung der Lungenfunktion eines Patienten möglich, die in den Bildern allein nicht erkennbar ist.

Die Entwicklungsanstrengungen der Experten zielen auf einen konkreten Nutzen in der klinischen Anwendungspraxis. „Über beste Informationen in kürzester Zeit verfügen zu können, ist für alle Beteiligten von Vorteil“, fasst Modersitzki die Zielstellung zusammen. „Der Patient erhält am Ende der Kette die bestmögliche Diagnose oder Therapie, der Arzt die optimale technische Unterstützung. Für Software- und Gerätehersteller steht hohe Qualität bei hoher Verarbeitungsgeschwindigkeit, die Anforderungen des Medizinproduktgesetzes und die Zufriedenheit der Kunden im Vordergrund. Für die Kliniken geht es um Effizienz und Effektivität.“ Die zugrunde liegende Software-Plattform „MeVisLab“ sowie die spezifischen Applikationen sind Eigenentwicklungen von Fraunhofer MEVIS. Damit kann man flexibel auf unterschiedliche Anforderungen, zum Beispiel auch solche der verfügbaren Hardware, reagieren, so Modersitzki. „Das ist bei so komplexen Ansprüchen und enormen Datenmengen, wie wir sie bereits jetzt haben und zukünftig in noch viel größerem Umfang erwarten, nicht einfach. Auch deshalb entwickeln wir Lösungen für das Management und die automatisierte Analyse großer Datenmengen, wie sie zum Beispiel in der Patienten-individualisierten Therapie zum Tragen kommen.“

Bereits jetzt sind die Lösungen von Fraunhofer MEVIS in verschiedenen klinischen Bereichen im Einsatz. Beispielsweise in der Leberchirurgie unterstützt Fraunhofer MEVIS bei der Entdeckung und Entfernung von Tumoren, oder bei einer Strahlentherapie wird eine Gewichtsänderung oder unterschiedliche Positionierung des Patienten automatisch korrigiert. Auch die Hersteller von Beatmungsgeräten denken über eine Softwarelösung nach, die den Atemfluss anhand von nur jeweils zwei Bildern (Einatmen/Ausatmen) darstellen und kontrollieren kann.

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Lübecker Studien zur Gesundheitsökonomie

Im Gesundheitssystem spielen ökonomische Fragen eine immer größere Rolle. An der „Industrie-in-Klinik-Plattform Lübeck“ engagieren sich die Lübecker Gesundheitsökonomen mit ihrer speziellen Kompetenz für Marktanalysen und Technologiebewertung im medizintechnischen Bereich.

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Dr. Christian Elsner (42), Leiter des Zentrums für Gesundheitsökonomie an der UniTransferKlinik des UKSH, Campus Lübeck

Medizinischer Fortschritt kostet Geld. Aus Sicht der Hersteller von medizintechnischen Geräten und klinischen Versorgern ist gerade im deutschen Gesundheitssystem der Kostendruck besonders hoch. „Innovative Medizintechnik muss einfach im System angemessen bezahlt werden, auch in Deutschland, wo die erzielbaren Preise erstaunlich niedrig sind“, fordert Christian Elsner. Der promovierte Arzt und Betriebswirt leitet das Zentrum für gesundheitsökonomische Studien an der UniTransferKlinik. Seine Auftraggeber sind unter anderem mittelständische Hersteller von Medizintechnikprodukten und Kliniken. Sie wollen insbesondere wissen, welche ökonomischen Effekte der Einsatz eines neuen Produktes in der Patientenversorgung hat oder haben könnte. „Es geht heute überall um kosten-nutzen-bewusstes medizinisches Businessplanning“, formuliert Elsner. „Wir bieten hier eine besondere Beratungs- und Begleitungskompetenz in der ökonomischen Folgenbetrachtung von Technologie-Entwicklungen, dem sogenannten Health Technology Assessment, speziell im medizintechnischen Bereich. Bei Bedarf unterstützen wir darüber hinaus auch bei der Entwicklung und Umsetzung von Vertragsmodellen zur Einführung von Innovationen in die Versorgung über das Kostenerstattungssystem der Krankenkassen.“

Beispielsweise haben die Lübecker Experten für einen Hersteller untersucht, welchen ökonomischen Nutzen der Einsatz des „Home Monitorings“, also der telemedizinischen Fernüberwachung per Mobiltelefon oder PC, bei Patienten mit implantiertem Defibrillator bringt. Die daraus resultierende wissenschaftliche Studie wurde in einem angesehenen Fachblatt publiziert. In einer anderen Studie, die in Zusammenarbeit mit einem amerikanischen Unternehmen und dem Lübecker Herzzentrum erstellt und veröffentlicht wurde, ging es darum, die tatsächlichen Gesamtkosten („Total Cost of Ownership“) bei der Verwendung verschiedener Herzklappen-Technologien in der kardiologischen Versorgung vergleichend zu ermitteln.

„Entscheidend ist immer, das Gesamtsystem im Blick zu haben“, erklärt Christian Elsner seinen grundlegenden gesundheitsökonomischen Ansatz, der eine Vielzahl von Regeln und Mechanismen berücksichtigt, um zu wissenschaftlich und praktisch haltbaren Ergebnissen zu gelangen. Dabei helfen den Lübecker Studien-Machern auch die umfassenden Geo- und Markt-Daten, die sie in einer eigens entwickelten Software sammeln und auswerten. Dieser Lübecker „Health Explorer“ stellt zurzeit beispielsweise die Datengrundlage zur Verfügung für eine Marktstudie, die ermittelt, wo sogenannte „Medizinische Versorgungszentren“ in Deutschland ökonomisch sinnvoll betrieben werden können.

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Sichere Softwareentwicklung für medizintechnische Geräte

Auf dem Lübecker Hochschulcampus gibt es eine Reihe von forschenden und entwickelnden Informatik-Einrichtungen, die sich mit Medizinprodukte-Entwicklungen befassen und ihr spezielles Know-how in die „Industrie-in-Klinik-Plattform Lübeck“ einbringen. Das Uni-Institut für Softwaretechnik und Programmiersprachen (ISP) arbeitet hier besonders an innovativen Verfahren zur Software-Überwachung, die den Geräteherstellern dabei helfen können, standard- und normenkonforme Produkte schneller in den Markt zu bringen.

Bei Entwicklung und Betrieb von medizintechnischen Geräten spielen Sicherheitsanforderungen eine große Rolle: Fällt zum Beispiel ein Beatmungsgerät während einer Operation aufgrund eines Hard- oder Software-Fehlers aus, ist das für den Patienten sofort eine lebensbedrohliche Situation. Die Hersteller solcher Geräte müssen ihre Produkte daher nach strengen Normen entwickeln, testen und zulassen. Bei jedem dieser drei Schritte auf dem Weg von der Produktidee zum Markt ist die softwareseitige Qualitätssicherung von erheblicher Bedeutung. Das Lübecker ISP unterstützt und berät Geräte-Hersteller in allen Phasen und mit Blick auf den gesamten anfallenden Datenverarbeitungsprozess. Zum Einsatz kommen hier neben klassischen Testmethoden auch innovative (agile) Software-Entwicklungsmethoden, mit deren Hilfe die zu entwickelnden, zu testenden und zuzulassenden Geräte deutlich schneller vollständig normenkonform und damit marktreif gemacht werden können.

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Professor Martin Leucker vom ISP bei der Arbeit an einer Monitoring-Software

Technisch geht es dabei zum Beispiel darum, Fehlerfreiheit möglichst so herzustellen, dass sie ohne Eingriffe in die laufenden Softwareprozesse beim Testen und Betreiben eines Gerätes oder Systems auskommt. Denn jeder Eingriff in das Laufzeitverhalten ist selbst ja wieder eine potenzielle Fehler- oder Störungsquelle. Professor Martin Leucker nennt dieses Vorgehen in Anlehnung an den medizinischen Sprachgebrauch eine „nicht-invasive“ dynamische Echtzeit-Analyse nach der griffigen Leitformel: „Run what you test, and test what you run.“

Leucker ist Leiter des ISP und mit seinem Team spezialisiert auf solche neuen Software-Kontroll- oder „Verifikationstechniken“ mittels so genannter „formaler“ Methoden. Dazu gehören unter anderem Programme, die aufgezeichnete Log-Daten einer Geräte-Software automatisch auswerten, auf Fehler analysieren und so „verifizieren“. Eine solche Monitoring-Software aus Lübeck ist bereits bei großen Herstellern im klinischen Einsatz.

„Aber wir sind mit unseren Algorithmen für automatisches Monitoring jetzt noch weiter gekommen: Wir analysieren die Datenverarbeitungsprozesse nicht mehr nur im Nachhinein anhand der ausgewählten, tatsächlich protokollierten Log-Daten. Vielmehr können wir wirklich alle im Betrieb anfallenden Daten in einem Gerät oder in einem vernetzten System begleitend in Echtzeit beobachten und automatisch auswerten“, erklärt der Experte. Die Kontroll-„Monitore“ erzeugen sich Leucker zufolge softwaretechnisch automatisch selbst im System und müssen nicht von außen als Programme oder Skripte eingespielt und wieder abgezogen werden, sodass hier keine neuen Fehlerrisiken entstehen. „Wir greifen dazu einfach mit einem speziellen, sozusagen ‚nicht-invasiven‘ Monitoring-Board auf das zu analysierende Gerät zu. Dieser Ansatz macht das Entwickeln und Testen von Geräten effizienter und damit schneller“, erläutert der 44-Jährige. Das neue System wird gegenwärtig bei einem Hersteller getestet, der seine nächste Geräte-Generation mit einer Anschlussmöglichkeit für das Lübecker Monitoring-Board versehen will.

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Die Industrie in die Klinik holen: Lübecker Campus als Entwicklungspartner der Medizintechnikhersteller

Die Medizintechnik ist von jeher ein wesentlicher Schwerpunkt der Arbeit von Forschungseinrichtungen und Firmen auf dem Lübecker BioMedTec-Campus. Jetzt positioniert sich der Campus auch verstärkt als Standort für eine besonders enge Zusammenarbeit von Herstellern und Kliniken.

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Sie arbeiten am Konzept für eine „Industrie-in-Klinik-Plattform HL“: Dr. Armin Will, Dr. Raimund Mildner, Prof. Dr. Jörg Barkhausen (v. l., Foto: TZL)

Initiiert durch den Förderwettbewerb „Aufbau von Industrie-in-Klinik-Plattformen zur Entwicklung innovativer Medizinprodukte“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung haben rund 20 beteiligte klinische und technologische Campus-Partner im Kontakt mit einen breiten Spektrum von interessierten Medizintechnikherstellern das Konzept für eine umfassende Kooperations- und Unterstützungsplattform entwickelt. Hier werden neue Technologien, Prozesse und Infrastrukturen entwickelt und evaluiert, mit denen das Zusammenspiel von Herstellern und Klinik-Anwendern vor Ort verbessert werden kann. Zentrales Ziel dieser Initiative ist eine bedarfsgerechte und effiziente Steuerung der Entwicklungsprozesse in enger Zusammenarbeit mit Klinikern, um Innovationen so schnell und gezielt wie möglich zur Verbesserung der Versorgungsqualität vor Ort zu nutzen.

„Wir haben ein Lübecker Detailkonzept ausgestaltet, das die medizintechnischen Hersteller in seiner Systematik, klinischen und technologischen Leistungsbreite sowie starken Anwendungs- bzw Marktorientierung überzeugt“, erläutert Dr. Raimund Mildner den aktuellen Stand. Die Voraussetzungen am Standort sind hervorragend und das Grundkonzept habe bereits überzeugt. In seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der UniTransferKlinik Lübeck steuert Mildner das Lübecker Vorgehen für die gemeinsame Industrie-in-Klinik-Plattform am BioMedTec-Campus gemeinsam mit den Projektkoordinatoren für die Kliniken des Universitätsklinikums (UKSH) Professor Dr. Jörg Barkhausen sowie für die Informationstechnologie des UKSH Dr. Armin Will.

„Die Plattform zielt auf einen Perspektiven- oder sogar Paradigmenwechsel hin zur möglichst bedarfsgerechten Entwicklung von Produkten und Prozessen“, erklärt Raimund Mildner den neuen Ansatz. Anders als bisher sollen nicht mehr zunächst die Technologieentwickler in den Instituten und bei den Herstellern technisch innovative Ergebnisse erzielen, um sie danach in die klinische Praxis zu transferieren. Vielmehr werden jetzt zunächst die Kliniken gemeinsam mit den Herstellern konkrete Entwicklungs- und Optimierungsbedarfe sowie neue Produktkonzepte identifizieren, die dann mit Unterstützung der Entwickler in den Instituten umgesetzt werden. „Auf dem Lübecker Campus wird dieser Perspektivenwechsel begrüßt. Schon jetzt engagieren sich zehn Kliniken auf der Plattform. Wir sind alle überzeugt, dass das Lübecker Konzept erfolgreich von den Unternehmen angenommen wird“, ergänzt Professor Barkhausen. Er selbst ist als Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin des UKSH an einem ersten Modellvorhaben mit der Herstellerfirma Philips beteiligt, bei dem es um das Thema Datenanalyse geht: Früher bestand die Herausforderung darin, alle Informationen, die zur Optimierung der Prozesse in der Diagnostik erforderlich sind, zu erheben und zusammenzutragen. „Heute dagegen stehen in der Klinik die meisten Informationen digital zur Verfügung, aber uns fehlen intelligente Software-Werkzeuge, um aus den vorhandenen und extrem komplexen Informationen die richtigen Schlüsse zu ziehen“, erläutert Professor Barkhausen.

Das Dreierteam hat auf dem Campus solche und ähnliche Ideen für Forschungs- und Entwicklungsdienstleistungsangebote und Erprobungsprojekte gesammelt, die im Rahmen der „Industrie-in-Klinik-Plattform HL“ bearbeitet werden sollen. „Die Lübecker Angebotspalette für eine Zusammenarbeit mit den Herstellern ist breit“, freut sich Raimund Mildner. Er nennt unter vielen anderen Ansätzen die besonderen Kompetenzen und Anwendungsinteressen von Lübecker Campus-Einrichtungen in den Bereichen der Bildgebung und Bildauswertung, der Assistenz- und Navigationssysteme im Operationssaal, der Datenanalyse bei großen Datenmengen („Big Data“) sowie der Geräte- und Software-Vernetzung. „Und im UKSH-IT-Netzwerk steht dafür auch eine Testumgebung zur Verfügung, mit der Hersteller und Kliniken Vernetzungstechnologien und -szenarien sicher und realistisch erproben können“, ergänzt Armin Will.

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Uni-Forschungsgruppe Huber auf dem Weg zu einer multimodalen Bildgebung

Lübeck gehört zu den deutschlandweit führenden Zentren für biomedizinische Optik. Das Technologie-Blog Lübeck konnte bereits mehrfach über Forschungs- und Gründungsprojekte aus diesem Bereich berichten. An der Universität arbeitet eine neue Forschungsgruppe an der Weiterentwicklung der „OCT“-Bildgebung mit dem langfristigen Ziel, zu einer „multimodalen“ Technologie zu kommen.

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Einige Mitglieder der Arbeitsgruppe Huber vor einem FDML-OCT-Aufbau im Labor (v.l.: Simon Hagen, 23, Matthias Eibl, 29, Robert Huber, 42, Tom Pfeiffer, 32)

Robert Huber ist seit 2013 Professor am Institut für Biomedizinische Optik der Uni und arbeitet eng mit dem Medizinischen Laserzentrum Lübeck zusammen. Der heute 42-jährige Physiker hat in den vergangenen zehn Jahren die optische Kohärenztomografie (OCT, gern auch als „Ultraschall mit Licht“ bezeichnet) als Bildgebungsverfahren in der Medizin mit der Erfindung und Fortentwicklung einer besonderen Laser-Technologie deutlich schneller und aussagekräftiger gemacht. Sein „Fourier-Domain-Mode-Locked Laser“ (FDML) sendet Licht aus, das bis zu fünf Millionen mal pro Sekunde seine Farbe (Wellenlänge) über einen weiten Bereich verändert. Dabei nutzt er die aus der Telekommunikation bekannte Glasfaser-Technologie, um das Licht auf einer Glasfaserspule „zwischenzuspeichern“, sodass es jederzeit abgerufen werden kann. Mit dem FDML-Laser kann die Gruppe Huber nun OCT-Geräte bauen, die eine 100-mal höhere Aufnahmegeschwindigkeit erlauben als derzeitige kommerzielle Systeme in der Klinik. Am Rechner können dann mit der vom Huber-Team entwickelten Software vollständige 3D-Rekonstruktionen des gescannten Gewebes dargestellt werden. Beispielsweise in der Ophthalmologie kann so der untersuchende Augenarzt mit dieser Technologie die gesamte Netzhaut des Patienten über einen Winkel von mehr als 100 Grad auch in der Tiefe und nicht nur an der Oberfläche sehen und beurteilen. Zwei von Hubers Doktoranden haben zur Kommerzialisierung des FDML-Lasers bereits ein Unternehmen gegründet, die Optores GmbH.

Gegenwärtig arbeitet die Forscher-Gruppe Huber in ihren Laborräumen im Multifunktionscenter auf dem Campus auch daran, die intravaskuläre OCT voranzubringen. Mittels der extrem dünnen Glasfasern können neuartige OCT-Endoskope für die Katheteruntersuchung am Herzen eingesetzt werden. Auch hier ist dann eine vollständige 3D-Rekonstruktion der Ader oder des Gefäßes möglich. „Dabei können bei entsprechender Katheterbauweise mit neuesten Mini-Elektromotoren Abtastgeschwindigkeiten erreicht werden, die auch die unerwünschten Bild-Artefakte etwa durch das Schlagen des Herzens verhindern“, erklärt der Forscher, der für die Entwicklung der Endoskope mit dem Erasmus Medical Centre Rotterdam in den Niederlanden zusammenarbeitet.

Die Lübecker Arbeitsgruppe Hubers mit drei Doktoranden hat sich für die kommenden Forschungsjahre vor allem zwei Ziele gesetzt: Erstens soll die funktionierende FDML-Laser-Technologie mit ihren im Ergebnis vollständigen 3D-Rekonstruktionen hard-und softwaretechnisch so weiter verbessert werden, dass auch Echtzeit- oder „Live“-Anwendungen und eben nicht nur nachträgliche Auswertungen am Rechner möglich werden. Dazu werden hochleistungsfähige Grafik-Chips aus dem Gaming-Bereich eingesetzt und als Miniaturausführung eines Supercomputers verwendet. Zweitens will Huber langfristig über die „nur“ Strukturen abbildende OCT hinaus zu einer Bildgebung kommen, die auch molekulare Kontraste darstellen kann. „Für die Diagnostik ist es immer wünschenswert, so viel Information wie möglich zu gewinnen. Mit unserer Hochgeschwindigkeits-Lasertechnologie können wir im Prinzip bereits jetzt neben dem Struktur-Bild der OCT gleichzeitig auch die molekulare Zusammensetzung des abgebildeten Gewebes darstellen. Dies erfolgt ebenfalls mit unseren FDML-Lasern durch die sogenannte Raman-Mikroskopie. Im zukünftigen klinischen Einsatz wäre so eine multimodale Bildgebung am Patienten möglich, da hier die Zellen weder präpariert noch gefärbt werden müssen“, so Huber. Bis zum Einsatz in der Praxis seien aber noch einige Schritte zu gehen, wobei zukünftige Ausgründungsaktivitäten nicht ausgeschlossen seien.

Info: https://www.bmo.uni-luebeck.de/index.php?id=479&no_cache=1

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Softwareentwicklung für „Industrie-4.0“-Anwendungen

Erst ein gutes halbes Jahr sind die beiden Junggründer von „NEXTLABEL“ im Technikzentrum Lübeck am Markt, aber schon gut ausgelastet. Denn ihre Expertise in Sachen Webtechnologien für Anwendungen im Kontext der Vernetzung von industriellen Produktionsprozessen ist gefragt.

Als „Industrie 4.0“ geistert das Phänomen durch Fach- und Publikumsmedien: die sich gegenwärtig in der weltweiten Industrie-Welt abspielende oder zumindest abzeichnende vierte technologische Revolution. Die vorangegangenen drei heißen: Mechanisierung, Massenfertigung und Digitalisierung. Ein entscheidender Aspekt der aktuellen Entwicklung ist das „intelligente“ Zusammenwachsen technologischer Hard- und Softwarekomponenten durch neue Vernetzungsstrategien.

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An diesem Trend partizipieren Hannes Köhler (27, links im Bild) und Hagen Schulze (24) von NEXTLABEL. Was auf den ersten Blick aussieht wie eine weitere Internetagentur aus Lübeck, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als ein auf bestimmte innovative Web-Technologien spezialisiertes Unternehmen mit Zukunfts- und Wachstumsorientierung. Hagen Schulze erklärt es am Kundenbeispiel: „Gegenwärtig entwickeln und implementieren wir für ein weltweit tätiges B2B-Elektronik-Unternehmen eine webbasierte Anwendung zur dezentralisierten Maschinensteuerung.“ In der Praxis könne dann beispielsweise ein Teilsystem oder auch eine ganze Produktionsanlage mit allen Teilprozessen und Mitarbeiteraktivitäten vom Tablet-Computer eines verantwortlichen Betriebsingenieurs aus kontrolliert, gesteuert und jederzeit optimiert werden. Durch die geschickte Aufbereitung der Daten könnten klare Geschwindigkeits- und Effizienzvorteile in der Produktion erreicht werden.

Natürlich muss man auf solche Entwicklungsarbeit mit technologisch hoch komplexen Kundenanforderungen fachlich vorbereitet sein, erzählen die jungen Unternehmensgründer. Beide haben in Lübeck Informatik studiert und einige Zeit gemeinsam in einer Web- und Softwareagentur gearbeitet. „Aber bei der schnellen Entwicklung in der Web- und Industrie-Welt kommt es vor allem auf die persönliche Dauer-Lernbereitschaft in und mit der Praxis an“, formuliert Hannes Köhler den für ihn entscheidenden Erfolgsfaktor. Mit seinem technologischen Web-Know-how ergänzt das NEXTLABEL-Team im konkreten Projekt das auf Kundenseite normalerweise vorhandene IT- und Prozess-Know-how. „Das ergibt eine erfreulich konstruktive Zusammenarbeit auf fachlicher Augenhöhe“, erzählt Schulze. Neben der rein technischen Seite gehe es dabei vor allem auch um den „Usability-Blick“, den NEXTLABEL mitbringe. Denn die Anwendungen müssen für die Nutzer einfach und effektiv zu bedienen sein, um die angestrebten Prozessoptimierungen tatsächlich erreichen zu können.

Neben diesen speziellen High-end-Dienstleistungen bietet NEXTLABEL auch die Leistungen einer „klassischen“ Internetagentur an. „Wir gehören halt zur Web-Generation“, sagt Hannes Köhler, „das Webseiten-Bauen macht uns einfach Spaß, und mit unserem Entwicklungs-Know-how können wir originelle und individuelle Erweiterungen zu den Modulen von Content-Management- und Shop-Systemen aufsetzen.“ Auch in diesem Bereich sehen die beiden Gründer Wachstumschancen.

Info: www.NEXTLABEL.de

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Thinking outside the box: Kommunikation als Aufgabe für B2B-Gründer

Wer innovative technologische Produkte entwickelt, spricht oft seine eigene Sprache. Meistens ist die geeignet für die Verständigung mit anderen Experten aus der Branche. Es gibt aber Situationen, in denen sich auch der Spezialist auf Kommunikationspartner aus anderen Bereichen des Business-Lebens einstellen muss, insbesondere wenn er ein Unternehmen gründet, aufbaut und bekannt machen will. Dann gilt es zum Beispiel auf Informationsmultiplikatoren in der fachlichen oder auch der breiteren Öffentlichkeit, etwa Journalisten, zuzugehen. Das KommunikationsKontor Lübeck (KKL) ist langjähriger TZL-Partner und unterstützt B2B-Unternehmen beim Umgang mit dieser weit gefächerten Kommunikationsaufgabe.

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Ronald Wellach ist Inhaber dieser Lübecker Freiberufler-Agentur für Business-Kommunikation. Sein Text- und Kommunikationsprozess-Know-how stellt er gelegentlich auch in öffentlichen Veranstaltungen zur Verfügung. So führte er dieser Tage für den „Gründercube“ auf dem Campus einen „Blitzlicht“-Workshop für junge B2B-Unternehmer und Studierende mit Gründungsinteresse durch, Titel: „Thinking outside the box“. Das wichtigste Element erfolgreicher Zweckkommunikation sei es nämlich stets, aus der eigenen „Box“ auch einmal herauszukommen und die Perspektive des Partners einzunehmen, erläutert Wellach die zentrale Botschaft seines Kurzseminars für Anfänger in Sachen Unternehmenskommunikation. Das gelte im persönlichen Gespräch ebenso wie in der medialen Kommunikation. Immer gehe es darum, im Interesse der eigenen Idee und des eigenen Unternehmens einen oder mehrere Kommunikationspartner zu informieren und zu überzeugen. „Das kann man nur, wenn man bereit ist, aus dem dauernden inneren Selbstgespräch im Kopf und dem Dauerfachgespräch in der eigenen Firma einmal hinauszutreten und die konkreten Bedürfnisse und Interessen der Markt- und Kommunikationspartner wahrzunehmen und etwa auch die eigene Sprache auf die jeweiligen Gegenüber einzustellen. Und das kann man lernen“, betont der 50-jährige Kommunikationsberater.

Im Mini-Workshop bekamen die jungen Teilnehmer für ihren eigenen Lernprozess einen ersten Einblick in einige Regeln und Kreativtechniken, mit denen sie sich auf den Weg zu einer professionell geplanten Unternehmenskommunikation machen können. Zu solchen Werkzeugen gehört neben einer kleinen „Diskursmengenlehre“ unter anderem auch eine von Wellach so genannte „Sonne der Unternehmenskommunikation“, die dann über dem jungen Unternehmen „aufgeht“, wenn mit den wesentlichen Partnergruppen regelmäßig und zielführend kommuniziert wird. Den verbreiteten Ausdruck „Zielgruppe“ vermeidet der erfahrene Berater dabei bewusst, denn das – so sagt er – klinge, als wolle man den Gesprächspartner gewissermaßen als Zielscheibe benutzen und auf ihn schießen, was kommunikativ nicht funktioniere: „Es geht in der anspruchsvollen Technologie-Kommunikation um Überzeugung von Partnern auf Augenhöhe.“ Ein wirksames Praxis-Hilfsmittel aus der PR-Texter-Trickkiste stellte Wellach zum Abschluss des Kurzseminars vor: das im KKL entwickelte „WWW-Formular“ zur Entwicklung und Vertextung von Unternehmens- und Produktnachrichten insbesondere in Pressemitteilungen. „WWW“ steht hier nicht für „World Wide Web“, sondern für die Anforderung an den Material sammelnden Unternehmenskommunikator vonseiten seiner Multiplikatoren und Leser: „Wir wollen wissen.“

Info: www.kommunikationskontor-luebeck.de

(TZL)

Vier Freunde gehen ins Business

Manchmal klingt eine Gründergeschichte fast wie ein Märchen: Es waren einmal vier junge Männer aus dem hohen Norden, die sich im ersten Semester des Informatikstudiengangs der Lübecker Universität trafen…

Das war 2011 und die Jungs waren Anfang 20. Schnell wurden sie zu Freunden und arbeiteten miteinander in verschiedenen Studienprojekten. Heute, vier Jahre später, haben und sind die vier ihr eigenes kleines Unternehmen: Als „bytron UG“ sind sie im April eingezogen in ihr erstes kleines Büro im Multifunktionsgebäude I auf dem Hochschulcampus.

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Vier Studienfreunde – eine Firma: Fabian Uken, Finn Jacobsen, René Jahn, Kirill Wedenin (v. l.)

Das Märchen soll natürlich eigentlich jetzt erst richtig losgehen, wie man von René Jahn erfahren kann, der für sein erstes öffentliches Interview von seinen Partnern ad hoc zum Unternehmenssprecher befördert wurde. Der 24-Jährige hat sich wie sein gleichaltriger Mitunternehmer Fabian Uken dafür entschieden, nach dem Informatik-Bachelor nun noch seinen Master im noch jungen Lübecker Studiengang „Entrepreneurship in digitalen Technologien“ zu machen. „Jetzt greifen bei uns Theorie und Praxis so richtig ineinander, wenn wir parallel ganz reale Gründungs- und Business-Erfahrungen mit unserem eigenen Unternehmen machen“, so der frischgebackene bytron-Sprecher. „Wir gehen Schritt für Schritt voran, lernen täglich dazu und entwickeln unser eigenes Partner- und Kundennetzwerk, auch mit der Unterstützung der Gründungsberatung im Gründercube auf unserem Campus.“

Das unternehmerische Risiko halten die jungen Männer – neben Jahn und Uken sind noch Kirill Wedenin (25) und Finn Jacobsen (24) im Gründerteam – zunächst für überschaubar. Jahn spricht von einigen Rechnern, Tablets und Smartphones, aber von keinen richtig großen Anschaffungen: „Größere Investitionen folgen später. Wenn du wie bytron Software unter anderem für eigene und fremde Apps entwickelst, brauchst du zunächst vor allem ein breites Know-how und ein gut zusammenarbeitendes Team.“ Die Teambildung, so Jahn, habe sich bei den vier Freunden ja schon während des Studiums vollzogen, sodass jetzt jeder genau wisse, was die anderen wie zum gemeinsamen Erfolg beitragen.

Die gemeinsame Leitidee zielt dabei laut Jahn auf das Thema „Qualität“. Anders als der vielfältige Mitbewerb gerade im Bereich der App-Entwicklung für die Apple- und Android-Plattformen setze man im bytron-Viererteam auf ein strukturiertes Vorgehen: vom Konzept über die Basisentwicklung, die internen Tests und Optimierungen bis hin zu halböffentlichen Betatest und einer nachvollziehbaren Dokumentation. „Wir wollen keine Eintagsfliegen bauen, sondern professionell gepflegte Produkte“, bringt der Sprecher den eigenen Anspruch auf den Punkt. Das gelte für eigene Anwendungen wie eine in der Testphase befindliche Quiz-App ebenso wie für Fremdprodukte, etwa eine spezielle Internet-TV-App, an der die Freunde gerade als Software-Dienstleister für ein größeres Unternehmen arbeiten. „Wir entwickeln uns von unseren Kompetenzen aus weiter. Die liegen insbesondere in der Medieninformatik, also beispielsweise im Gaming-Bereich, und in der Robotik beziehungsweise Automatisierung, also zum Beispiel in der Entwicklung von Schnittschnellen für die Steuerung von Geräten“, erklärt René Jahn mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des Unternehmens. Das Märchen hat also eben erst begonnen…

Info: www.bytron.de

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Als Lösungsfinder unterwegs im B2B-Vertrieb

Auch und gerade in den erfolgreichen Technik-Branchen des deutschen Mittelstandes kommt es auf einen funktionierenden Vertrieb an. Wenn hier etwas nicht gut läuft, wird intern schnell die Schuldfrage gestellt. Oder aber man engagiert einen Berater für Vertriebsentwicklung, der den Blick eher auf die Gesamtorganisation richtet und auf Schuldzuweisungen verzichtet.

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Alexander Tiffert ist so ein „systemischer“ Berater. Der 36-jährige promovierte Wirtschaftsingenieur reist von seinem Büro im Lübecker Technikzentrum „City“ aus durch die Republik, um mittelgroße B2B-Unternehmen mit mehreren Hundert Mitarbeitern in Sachen Vertriebsentwicklung zu unterstützen. Praktisch heißt das im Wesentlichen: Er begleitet in intensiven Workshops Führungskräfte und Mitarbeiter dabei, eigene Lösungen für ihre Vertriebsprobleme zu entwickeln.

Oberflächlich scheinen die Gründe für schlechte Verkaufszahlen ziemlich klar zu sein. „Im Vertrieb neigt man häufig dazu, die Gründe alleine bei den Mitarbeiter zu sehen“, erklärt Tiffert die kritische Gemengelage. „Aber die eigentlichen Hindernisse auf dem Weg zum Vertriebserfolg sind nur selten die viel geschmähten Minderleister mit den schlechten Zahlen auf dem Zettel, denen man dann das nächste Training in Verkaufstechniken angedeihen lassen kann.“ Richte man den an Modellen der modernen Systemtheorie geschulten Blick auf den Vertrieb als Ganzes und nötigenfalls auch auf Wechselwirkungen mit anderen Abteilungen im Unternehmen, erkenne man zumeist relativ schnell, wie man an Spielregeln, Prozessen und Führungsstrukturen arbeiten müsse, um die beteiligten Menschen in die Lage zu versetzen, ihren Job wirklich gut zu machen.

Dabei kommt es laut Tiffert darauf an, nicht als „Schlauberger-Berater“ von draußen aufzutreten, sondern die Lösungswege drinnen gemeinsam zu finden. „Das lässt sich mit dem Ansatz der Systemtheorie auch gut begründen: Organisationen sind in ihrer Struktur und in ihrer Dynamik nicht von außen durchschaubar, sie reagieren jeweils sehr eigen auf Veränderungsimpulse“, so Tiffert. Eine seiner liebsten Workshop-Methoden ist deshalb auch die sogenannte „Aufstellung“, in der die Mitarbeiter sich ihre Rollen klarmachen und auch lernen, die Perspektiven anderer Rollenträger einzunehmen und anzuerkennen. „Wir lernen zusammen im offenen Tun. In diesem Prozess wächst die Lösungskompetenz des Teams“, fasst der Berater und Coach sein Ziel zusammen.

Seinen auf einem erkenntnistheoretischen Konstruktivismus fußenden Beratungsansatz hat Alexander Tiffert nach einigen Jahren Erfahrung in der klassischen Unternehmensberatung entdeckt und dann Schritt für Schritt entwickelt. „Mit dem ständigen Appell an besseres Handeln des Einzelnen in irgendwelchen Diskussionen über die Unternehmenswerte war ich nicht zufrieden, weil dieses Vorgehen oft zu keiner nachhaltigen Lösung führte“, erzählt der Lösungsfinder im Rückblick. „Der Konstruktivist geht davon aus, dass es die Wahrheit nicht gibt, auch und gerade nicht in organisationspsychologischen Zusammenhängen. Stattdessen konstruieren wir in unseren Lebens- und Organisationszusammenhängen jederzeit neue, nach Möglichkeit funktional wirksame oder erfolgreiche Wirklichkeitsstrukturen. Deshalb stellen wir heute mit unseren Workshops und Coachings im Wesentlichen geeignete Denk- und Reflexionsräume dafür zur Verfügung, die eigenen Lösungen in einem lebendigen Prozess zu entwickeln. Und das funktioniert.“ Damit das so bleibt, pflegt der Praxis-Berater weiterhin den Kontakt zur sich fortentwickelnden systemtheoretischen und organisationspsychologischen Forschung: Tiffert arbeitet begleitend als Lehrbeauftragter für zwei norddeutsche Hochschulen und betreut regelmäßig Bachelor- und Master-Arbeiten. Zudem bringt er von Zeit zu Zeit eigene Arbeiten in Fachbüchern heraus und hält Vorträge.

Info: www.dr-tiffert.de

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