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Der frühe Vogel fängt das Netzwerk

Wer erinnert sich noch an die sprunghafte Entwicklung des Internets und die später so genannte „Dotcom-Spekulationsblase“ an den Aktienmärkten Ende der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts? Hartwig Aberger ist jemand, der mit dem Platzen der Blase nicht untergegangen ist, sondern seine Lübecker Internet-Agentur „vicon“ auf eine solide und zugleich innovative Art zum Erfolg geführt hat.

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Vicon-Inhaber Hartwig Aberger und Mitarbeiterin Saskia Barre bei der Diskussion über ein Kundenprojekt

Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit sind dem heute 45-jährigen Ingenieur wichtig, damals wie heute, nach über 15 Jahren im sich schnell verändernden Internet-Geschäft. „Ich war 1998 recht früh dran, habe aber trotzdem nicht um Risikokapital gebuhlt, sondern einfach mit einem Studienfreund losgelegt, schlicht aus Begeisterung für die neuen Möglichkeiten des Webs, obwohl ich doch eigentlich Energietechnik studiert hatte“, erzählt Aberger rückblickend. „Und bis heute entwickelt sich unser Geschäft ohne großes Werbe-Tamtam durch ein sich ständig erweiterndes Multiplikatoren- und Empfehlungsnetzwerk.“ Wer zuverlässig arbeite, meint der Chef von heute fünf Mitarbeitern, könne über die Jahre stabiles Vertrauen aufbauen und mit den Kunden ein Partner-Netzwerk bilden. Nachhaltig sei das Geschäft genau dann, wenn es auf Lösungsorientierung und persönliche Authentizität setze. Und wenn man die technologische Entwicklung mitvollziehe und vorantreibe: „Innovation ist natürlich wichtig: Wir haben uns zum Beispiel in jüngster Zeit auf bestimmte Content-Management- und Online-Shop-Systeme konzentriert, die allen Anforderungen an moderne Internetlösungen gerecht werden. Dazu gehören auch flexibel skalierbare Websites und Shops für mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablets durch sogenanntes ‚responsive‘ Webdesign.“ Hilfreich sei dabei die gute Zusammenarbeit mit befreundeten Firmen, die oft wie Aberger selbst aus der Lübecker Fachhochschule hervorgegangen sind.

„Am Anfang habe ich natürlich auch einfach Glück gehabt“, räumt der Agentur-Netzwerker ein. Bei einem Existenzgründungsseminar im Technikzentrum in der Seelandstraße habe er einen bis heute wichtigen Kunden kennengelernt, dessen Kontakte zu Geschäftspartnern in der ganzen Region dann alsbald zu weiteren Aufträgen geführt hätten. „Alle wollten damals ja ins Web, zumindest mit einer sogenannten Visitenkarte. Wir konnten mit Technik-Know-how und Kreativ-Qualität helfen – und schon sehr früh auch die ersten größeren Online-Shops und -Portale eröffnen, alles noch mit der Hand programmiert und von mir persönlich designt“, schmunzelt Aberger. Beim Design ist er bis heute geblieben, wenn die Kundenkontakte in ganz Deutschland und die Geschäftsführungsaufgaben ihm dazu Zeit lassen. Das Programmieren überlässt er lieber seinen Mitarbeitern. „Die jungen Leute können heute viel mehr als wir damals, haben hier an der Fachhochschule Medieninformatik oder ähnliche Schwerpunkte studiert und entwickeln sich mit den technischen Anforderungen der Systeme sehr engagiert ständig weiter“, lobt der Agentur-Chef, der im Laufe der Jahre nach eigener Aussage über 1500 Web-Projekte realisiert hat: „Anfangs vielleicht zwei im Monat, heute eher fünfzehn.“

Neben der pragmatisch-soliden Grundhaltung ist in diesen Jahren bei Vicon noch etwas konstant geblieben: Die Agentur-Adresse ist immer noch dieselbe wie 1998. „Warum hätten wir wechseln sollen, wenn wir hier im Technikzentrum Seelandstraße doch nach unseren Bedürfnissen räumlich wachsen konnten?“, so Aberger. Er könne sich an diesem Ort auf die Menschen und Geschäftspartner voll verlassen. Allerdings könne es sein, dass er in absehbarer Zeit einen weiteren Raum brauche, denn er suche gerade eine neue Mitarbeiterin. – Aber auch diese Aufgabe wird Hartwig Aberger sicher in gewohnter Manier lösen, im Netzwerk rund um das TZL und mit zielorientierter Gelassenheit, ganz solide eben.

Info: www.vicon.de

Kamera-Drohne im Campus-Einsatz

Ganz in der Nähe ihrer ehemaligen Hochschule haben zwei Fachhochschul-Absolventen ein gemeinsames Ingenieurbüro gegründet. Die beiden Elektrotechnik-Experten bieten Foto- und Video-Dienstleistungen mit einer selbst entwickelten Kamera-Flugdrohne an.

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Über dem Campus im Hochschulstadtteil wird in den nächsten Wochen ein ungewöhnliches Fluggerät unterwegs sein: Die Kamera-Drohne eines Ingenieurbüros sammelt Bildmaterial für einen Imagefilm über den Hochschulstadtteil. Es ist eines der ersten Video-Projekte des im Mai gegründeten Büros der beiden FH-Ingenieure Niklas Kannenberg (31, rechts im Bild oben) und Matthias Miehl (28). Bisher haben die Flugbild-Enthusiasten unter der Marke „Airde“ vor allem fotografische Luftaufnahmen von Werksgeländen für Firmenkunden produziert.

„Multikopter“, so heißen die Flugdrohnen mit mehreren in einer Ebene angeordneten Rotoren technisch korrekt, beschäftigen die Studienfreunde schon seit einer gemeinsamen Studienarbeit vor fünf Jahren. „Wir haben nach Studienende unser Lieblingsthema als Modellbau-Hobby neben unseren ersten Jobs immer weiter getrieben“, erzählt Niklas Kannenberg. „2013 beschlossen wir, ein komplettes eigenes System auf die Beine zu stellen und uns selbstständig zu machen mit einem speziellen Dienstleistungsangebot, das so nur mit wenigen Koptern überhaupt möglich ist. Das Angebot richtet sich zunächst vor allem an Fotografen, Architekten und Makler, die das besondere Bild aus der mittleren Höhe zu überschaubaren Kosten suchen.“

Ungefähr ein Jahr haben die beiden Ingenieure gebraucht, bis aus den Konstruktionszeichnungen und ersten Modellen ein High-End-Werkzeug für die Bildarbeit in luftiger Höhe geworden war. „Wir haben viele Varianten getestet, um herauszufinden, welche Zusammenstellung wirklich funktioniert“, erklärt Matthias Miehl den wichtigsten Teil der Entwicklungsarbeit. Neben den Rahmenbauteilen, Motoren, Rotoren und Akkus ging es insbesondere um die bestmögliche Steuerungstechnik und schließlich um die Kamera. „Bei allen Bauteilen waren es vor allem Gewicht und Stabilität, die zählten, bei der Kamera natürlich auch die Aufnahmequalität“, berichtet Kannenberg. Das gesamte System durfte nicht mehr als fünf Kilogramm wiegen, damit die Bilddienstleister eine Standardgenehmigung der schleswig-holsteinischen Luftfahrtbehörde für ihre angestrebte Flughöhe von bis zu 100 Metern erhalten konnten. Im Software-Bereich für die Steuerung entschieden sich die beiden Unternehmensgründer für eine präzise und praktikabel arbeitende „Open Source“-Lösung, die sie speziell im Bereich Lageregelung für ihre Zwecke optimierten.

Zum Start des Unternehmens im Mai 2014 standen dann zwei vollwertige Fluggeräte mit der besonderen, um 180 Grad vertikal schwenkbaren Kamera-Einheit zur Verfügung. „Wir setzen immer auf Sicherheit durch Redundanz; selbst wenn mal was kaputt gehen sollte, benutzen wir einfach das Ersatzgerät – und liefern dem Kunden termingerecht, was er erwartet“, so Kannenberg. Man verstehe sich als Komplett-Dienstleister von der Projekt-Konzeption über die komplette Organisation bis hin zum fertigen, auch kreativ bearbeiteten Bildmaterial. „Wir verbinden technisches und kreatives Know-how. Mit unserer Aufnahme- und Bildbearbeitungstechnik können wir zum Beispiel auch Panorama-Touren erstellen, wie der Kunde sie sonst kaum hinbekommt“, betont Miehl. Und für das nächste Jahr haben die beiden Gründer schon weitere spezielle Angebote mit weiterentwickelten Fluggeräten in petto, darunter sogenannte „Orthofotos“ aus exakt senkrechter Perspektive und mit entsprechend genauen Lage-Daten, wie sie zum Beispiel Messbildstellen oder Gutachter benötigen.

Info: www.airde.net

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Mit High-Tech und Handwerkskunst

Auf dem Lübecker Hochschulcampus wird nicht nur geforscht und entwickelt, sondern auch produziert. Neuerdings stellt hier ein Zahntechnikermeister aus Südtirol in seinem Labor spezielle Polyethylen-Schienen für die Korrektur von Zahnfehlstellungen her.

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Wie kommt ein Südtiroler nach Lübeck ins Multifunktionsgebäude 1 auf dem Campus? Andreas Valtingojer, Gesellschafter und Geschäftsführer der Linear Tech GmbH, lacht sein schönstes Lächeln und bringt es fertig, gleichzeitig wie ein Lausbub zu grinsen: „Ich wollte meine spezielle Zahnschiene in Deutschland produzieren und auf den Markt bringen; die Schleswig-Holsteiner und speziell die Lübecker waren die Schnellsten und Klarsten, was Finanzierungsunterstützung und Gründungsberatung angeht. Und die Räume hier sind so flexibel, wie ich sie brauche – denn wir wollen ja wachsen.“

Der 43-jährige Zahntechnikermeister arbeitet mit seinem Acht-Menschen-Team seit März 2014 in Lübeck und ist von hier aus häufig unterwegs, um den Zahnärzten in Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder München die Vorteile seines Produktes zu erklären. „Zahnkorrekturschienen gibt es einige“, erzählt Valtingojer. „Aber wir haben eine echte Alleinstellung, deren Geheimnis in der Verbindung von High-Tech-Maschinen, eigener 3D-Modell-Software und höchster Handwerkskunst im Herstellungsprozess liegt. So bieten wir die technisch präziseste Lösung am Markt mit praktisch hundertprozentig vorausberechenbaren Korrekturergebnissen – und mit einer realistischen Beratung vorab. Zahnärzte und Endkunden bekommen höchste Made-in-Germany-Qualität aus einer Hand.“

Der Zahntechnik-Experte mit 27-jähriger Berufserfahrung vertraut seinem besonderen Verfahren und der eigenen Beratungskompetenz so sehr, dass er dem Endkunden eine eher ungewöhnliche Garantie bietet: Sollte nach dem geplanten Korrekturablauf noch weiterer Korrekturbedarf bestehen, erhält der Kunde die weiteren Schienen kostenlos. Ein typischer Korrekturablauf dauert vier bis sechs Monate und läuft in sechs Schritten ab. „Alle drei oder vier Wochen erhält der Kunde eine neue Präzisionsschiene für den nächsten Korrekturschritt“, erläutert Valtingojer. „Die Behandlungsschritte werden zuvor mit unserem hauseigenen Planungssystem präzise festgelegt. Die Korrekturgenauigkeit reicht dabei hinunter bis zu 0,15 Millimeter. Das erreichen wir durch die Exaktheit unserer 3D-Modelle und durch die filigrane Handwerkskunst unserer beiden Spezialisten für den letzten Fertigungsschritt.“

Einigen Hundert Endkunden hat der Südtiroler mit seinem Lübecker Team schon zu einem schöneren Lächeln verholfen. Einige Tausend sollen es im kommenden Jahr werden. Und eine Ausweitung seines Produktangebots hat der unermüdliche Weiterdenker Valtingojer auch schon im Sinn: „Eine besondere Sport-Schiene haben wir bereits weitgehend ausentwickelt, einige andere Anwendungen sind in der Planung.“ Und natürlich wurde der Firmenstandort auch wegen der Nähe zu den Hochschulen und Kliniken gewählt: Die ersten Kontakte zu den benachbarten Instituten werden gerade hergestellt.

(rwe)

Die Licht-Steuerer

Zwei Lübecker Uni-Absolventen haben ein neuartiges System zur automatischen Beleuchtung von Geschäfts- und Privaträumen mit spezieller LED-Technologie entwickelt. Anfang 2014 haben sie für die Produktion und den Vertrieb des High-Tech-Lichtsystems die Illuminight GbR gegründet.

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Benjamin Grosse (34, links auf dem Bild) war es leid, immer zum Lichtschalter rennen zu müssen, wenn es draußen dunkel wird. „Licht ist für mich wichtig, am Arbeitsplatz und zu Hause“, erzählt der Diplom-Informatiker. „Die richtige Lichtstimmung zum passenden Zeitpunkt in die Räume zu bekommen, war eine Aufgabe, an der wir einige Jahre getüftelt haben, bis das Illuminight-System für private wie geschäftliche Licht-Anwendungen funktionierte, das wir jetzt an den Markt bringen.“

Mit „wir“ ist vor allem Grosses Studienfreund und Mitgründer Wolf Pietsch (29, rechts im Bild) gemeint. Während Grosse für seine Diplomarbeit ein Steuerungskonzept für das System entwickelte, erarbeitete Pietsch im Rahmen seiner Master-Arbeit das Sensoren- und Aktoren-System, mit dem die speziellen LED-Strahler ausgestattet werden. Die beiden Erfinder nennen diese High-Tech-Leuchtmittel „Satelliten“. Sie werden von einer kreditkartenkleinen zentralen Kontrolleinheit in Haus, dem so genannten „Gateway“, gesteuert. Etwa 100 Satelliten können pro Gateway verwaltet werden. Das System wird über die normale Stromleitung vernetzt, die auf 48 Volt eingestellt werden muss, weil LEDs grundsätzlich im niedrigen Spannungsbereich arbeiten. Das Gateway wird über eine Web-Applikation mit einfacher grafischer Benutzeroberfläche bedient, zum Beispiel via PC oder Smartphone. „Das ist so einfach, dass es jeder kann, der schon mal eine App installiert und bedient hat“, verspricht Wolf Pietsch.

Das System integriert mittels der Sensoren in den einzelnen Satelliten diverse Umgebungsdaten wie Helligkeit/Dunkelheit, Temperatur und Bewegung in seine Lichtsteuerung. Es kann dann je nach Nutzer-Wunsch die Lichtstimmung in den dafür ausgerüsteten Räumen teilweise oder vollautomatisch anpassen und ständig nachkorrigieren. „Das funktioniert für den Nutzer im Prinzip mit einem Klick“, erklärt Benjamin Grosse. „Wir stellen zum Start des Systems zum Ende des Jahres bereits einige Grundprofile zur Lichtsteuerung zur Verfügung, zum Beispiel ein eher buntes Kaleidoskop-Profil oder ein ziemlich helles Schaufenster-Profil.“ Zukünftig könnten dann Nutzer eigene Profile auf die Illuminight-Online-Plattform laden und vom Know-how der sich erweiternden Community profitieren. Langfristig soll hier ein Marktplatz für Licht-Applikationen entstehen, von dem die Erfinder per Mikro-Payment-System in ähnlicher Weise profitieren wie die bekannten Anbieter von App-Stores.

Die beiden Gründer können ihre Entwicklung in diesen Tagen dank eines einjährigen EXIST-Gründerstipendiums des Bundeswirtschaftsministeriums im Kern abschließen. „Die Technologie funktioniert“, erklärt Pietsch, „jetzt geht es ums Testen im Detail und um erste Anwendungserfahrungen – und dann um Produktion und Markterschließung.“ Erste Installationen in einem Museum in Süddeutschland und in einer norddeutschen Arztpraxis entwickelten sich gerade vielversprechend, so Grosse. Auch die Gespräche mit potenziellen Serien-Produktionspartnern und größeren Pilotkunden aus den Bereichen Gebäudetechnik, Ausstellungstechnik und Landschaftsbau seien auf einem guten Weg.

(rwe)

Schlaue Geräte clever vernetzen

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik…

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Das „CyCloud“-Team: Pascal Salje (Praktikant), Tim Schleusener, Ekaterina Ifraimov, Michael Ifraimov (v. l.)

Intelligente Geräte erobern gegenwärtig nicht nur die industrielle Roboter-Welt. Auch in privaten Haushalten wimmelt es inzwischen von Saugrobotern und Foto-Drohnen. Vielleicht besitzt mancher Leser sogar schon einen cleveren Kühlschrank mit Internetanschluss und Nachbestellautomatik.

Damit all diese schlauen Geräte möglichst ohne Zeitverzögerung und ohne nervige Fehler einfach und sicher gesteuert werden können, bauen Programmierer kleine Kommunikationsprogramme, die für die richtige Verbindung sorgen. „Das Problem dabei ist, dass jeder Hersteller ein eigenes Stück Software auf einer bestimmten Betriebssystem-Plattform baut und verwendet“, erklärt Michael Ifraimov. Der 31-Jährige ist so etwas wie das „philosophische Gehirn“ hinter einer neuen Technologie, die ihre Erfinder „CyCloud“ nennen. „So ist es beim heutigen Stand der Dinge nicht trivial, beispielsweise für ein Android-Handy eine App zu programmieren, die eine Drohne steuert, deren genaue Software-Auslegung man vom Hersteller gar nicht bekommt“, ergänzt Tim Schleusener, der praktische und produktorientierte Kopf des Erfinder-Duos. „Mit unserer CyCloud-Technologie ändern wir das grundlegend“, verspricht Schleusener. Der CyCloud-Code sei „open source“, also für jeden offen einsehbar, ohne Kosten. Und die Kommunikation zwischen verschiedenen Geräten funktioniere mit dem neuen „Framework“ oder „Programmierbaukasten“ unabhängig von Programmiersprache und Auslegung der einzelnen Geräte. „Jeder Programmierer kann mit unseren Komponenten oder Werkzeugen an seinem konkreten Roboterprojekt herumprobieren, ohne sich mit Details der Kommunikationsmechanismen herumschlagen zu müssen“, so Ifraimov. „Da liegt ein Zukunftsmarkt vor uns, denn was in den 80er Jahren die Software-Bastelei am Commodore oder Amiga war, ist für den technisch interessierten Nachwuchs heute die hardwarenahe Programmierung eigener Roboter.“

Die beiden Informatikerfreunde, die in diesem Frühjahr ihren Bachelor-Abschluss an der Lübecker Uni gemacht haben, sind über ihr privates Projekt mit der Drohnensteuerung auf eine grundlegende technologische Idee gestoßen, die Ifraimov so erläutert: „Unser Framework ist vor allem einfach zu verwenden und dabei hoch performant, deshalb gerade auch für zeitkritische Anwendung geeignet – wie eben die Steuerung einer Drohne in der Luft, die ja nicht gegen eine Wand fliegen darf, bloß weil ein Steuerungsbefehl zu langsam ankommt oder verarbeitet wird.“ Jedem beteiligten Gerät sei eine eindeutige Adresse – eine so genannte „URL“ – zugeordnet, wodurch die Geräte gleichartig angesprochen werden könnten . Schleusener drückt es so auch: „Die mit dem neuen, dezentral angelegten System programmierten Geräte vernetzen sich automatisch selbst miteinander, sie brauchen nirgendwo einen zentralen Server, keine feste Netzwerkstruktur und natürlich keine Treiberinstallationen. Das macht die Steuerung oder andere Datenübertragungen wie Audio oder Video viel weniger kompliziert und fehleranfällig.“

Aus dieser technologischen Produktidee soll nun in absehbarer Zeit eine Unternehmensgründung erwachsen. Hierbei spielt Ekatarina Ifraimov, die Zwillingsschwester von Michael, eine wichtige Rolle. Die freiberufliche Modedesignerin bringt den Marketing- und Gründerblick in das neue Team ein. „Wir alle wollten uns schon lange selbstständig machen. Im Augenblick bemühen wir uns um Fördermittel, damit wir die einzelnen Komponenten des Frameworks ausentwickeln und dann am Markt verfügbar machen können“, erzählt sie. Parallel gebe es erste Aufträge von Lübecker Unternehmen etwa aus dem Event-Bereich. „Mit diesen Projekten versuchen wir, erste Einnahmen zu generieren, die wir dann in das eigene Wachstum und den Aufbau einer eigenen Hosting-Plattform für unsere Funktionskomponenten und für Kundenprojekte investieren wollen.“

(rwe)

 

Auf dem Weg zur mitdenkenden Pillenbox

Ein Team von Lübecker Fachhochschul-Studentinnen hat das Konzept für eine clevere Medikamenten-Box entwickelt. Über die Umsetzung ihrer Idee in die Realität des Medizin- und Pflege-Betriebs denken die vier jungen Frauen jetzt nach. Nach dem Hochschulabschluss streben sie dafür möglicherweise eine Unternehmensgründung an.

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Das FH-Damen-Team präsentiert die Idee für eine mitdenkende Medikamenten-Box: Amelie Paske, Christina Briese, Miriam Hermsdorf, Laura Löffler (v. l.)

Viele kranke Menschen nehmen täglich ein oder mehrere Medikamente. Für die Dosierung und den Zeitpunkt der Einnahme sind sie zu Hause selbst verantwortlich. In einer Krankenhaus- oder Pflege-Einrichtung sind es die Pflegekräfte, die sich um die rechtzeitige Gabe des richtigen Mittels in der verordneten Dosis kümmern müssen. Sowohl im oft eher losen Tagesablauf daheim als auch im engen Zeittakt der Pflegearbeit helfen dabei die traditionellen Pillenboxen, die gern mit Wochentagen und Dosis beschriftet werden. Zukünftig könnte eine gewissermaßen „mitdenkende“, individuell programmierbare Medikamenten-Box die nur allzu fehleranfällige menschlich-manuelle Steuerung der Medikamentierung ersetzen. Vier Lübecker FH-Studentinnen haben sich jedenfalls auf den Weg gemacht, ein solches praktisches System marktgerecht zu entwickeln.

Ausgangspunkt der Idee war eine Lehrveranstaltung zum Thema Gründungsmanagement, die die Betriebswirtschaft-Studentinnen mit einem eigenen Konzept für eine mögliche Gründung abzuschließen hatten. „Bei der Suche nach einem dafür geeigneten Produktfeld kamen wir schon beim ersten Brainstorming darauf, dass das alte Pillenbox-Konzept einfach nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist“, erzählt Amelie Paske (22) rückblickend. Und ihre Kommilitonin Miriam Hermsdorf (27) ergänzt: „Erstaunlicherweise fand sich bei unseren Recherchen in öffentlich zugänglichen Quellen kein Pillenbox-System auf dem Markt, das wirklich praktisch und fast hundertprozentig sicher ist. Also haben wir zusammen einen Konzept- und Businessplan für eine High-Tech-Medikamentenbox geschrieben – und dann auch gleich ein bisschen produktdesignt.“

In der Konzeptstudie sieht die innovative Medi-Box aus wie ein Mini-PC-Block mit Touchscreen und Schublade. Über den Touchscreen soll das Gerät durch geschulte Betreuer oder eigene Bedientätigkeit so programmiert werden, dass es die gewünschte Pillenanzahl zur eingestellten Zeit in der Schublade zur Verfügung stellt. Dazu wird an die Einnahme mit einem visuellen Hinweis auf dem Bildschirm und einen akustischen Warnsignal erinnert. Wenn das Medikament nicht entnommen wird, gibt die intelligente Box per WLAN ein Signal etwa an eine Kontrollstation bzw. deren Computer im Pflegeheim, sodass ein Helfer unmittelbar in Aktion treten kann.

„Das technische Konzept muss von Soft- bis Hardware natürlich noch im Detail entwickelt werden. Wir sind ja alle Betriebswirtinnen, die zunächst mal die Marktlücke entdeckt, den ersten Businessplan geschrieben und den notwendigen Funktionsrahmen des Produktes abgesteckt haben“, beschreibt Miriam Hermsdorf den Stand der Dinge. Es bestehe aber bereits Kontakt zu einem innovativen Medizintechnikunternehmen auf dem Lübecker Hochschulcampus. „Wir reden mit den Ingenieuren dort. Aber jetzt müssen wir in diesem Sommer noch unseren Bachelor-Abschluss machen. Danach wenden wir uns wieder diesem Zukunftsprojekt zu.“ Nach der für die Damen-Gruppe ermutigenden Bewerbung beim BioMedTec-Gründerpreis der Sparkasse zu Lübeck sei nun die Teilnahme an einem bundesweiten Ideenwettbewerb fest eingeplant.

Adipositas ist kein Schicksal

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Dieser junge Mann hat eine Mission. Mit seiner in Gründung befindlichen Firma „BioNavigator“ will Abid Mares Millionen von Menschen in den Industrieländern, die an Übergewicht leiden, beim Abnehmen helfen. Seine Beratungs- und Ernährungsmethode hat sich in der zweijährigen Testphase mit 200 Probanden als ausnahmslos erfolgreich erwiesen. Im Frühjahr 2015 startet das junge Unternehmen mit einem Lübecker Beratungsbüro und einer zunächst deutschsprachigen Web-Plattform.

Abid Mares ist 22 Jahre jung – und hat mit dem Thema Übergewicht eine Menge Erfahrung. „Seit meiner Kindheit habe ich immer wieder versucht, etwas gegen meine Fettleibigkeit zu tun – ohne jeden nachhaltigen Erfolg, trotz starker Unterstützung von familiärer Seite“, erzählt Mares im Interview. „Noch vor zwei Jahren wog ich knapp 145 Kilo. Daran habe ich wie viele andere Menschen, die vornehm als adipös bezeichnet werden, sehr gelitten. Man ist unbeweglich und im sozialen Kontakt nicht gerade beliebt.“

Die Wende in seinem Leben als „Dicker“ brachte ein Projekt im Biologie-Leistungskurs. Seine Lehrerin habe ihm geholfen, sich systematisch mit „seinem“ Thema zu beschäftigen, berichtet Mares heute dankbar: „All meine Erfahrungen aus den Diät-Zeiten bekamen jetzt Baustein für Baustein einen zusammenhängenden, wesentlich medizinischen, insbesondere stoffwechseltechnischen Horizont. Ich fand im Laufe der Zeit heraus, wie man mit seinem Fett besser umgeht, es gewissermaßen gesund macht – und damit sehr schnell abnimmt, ohne dass überall Hautfalten herabhängen.“ 50 Kilo verlor der „dicke Junge“ mit seiner eigenen Methode in sechs Monaten – und wurde glücklich dabei.

Seither arbeitet er daran, diese Methode zu systematisieren und in eine Form zu gießen, die in der persönlichen und multimedialen Beratungspraxis handhabbar ist. „Ich will einfach den Menschen helfen, denen es so geht wie mir damals“, formuliert der Junggründer seine persönliche und unternehmerische Mission.

Über 200 Menschen aus allen Altersgruppen zwischen 18 und 80 hat er mit seinem jungen Entwicklungsteam inzwischen betreut. „Und keiner war unzufrieden mit dem Ergebnis“, freut sich Mares. Er setzt mit seiner intensiven, auf vielen Kundendaten beruhenden Ernährungsberatung nicht auf weniger Essen oder andere Diättechniken, sondern findet für jeden einzelnen Klienten heraus, was für dessen individuelle Physiologie („biogenetisch“) die am besten geeignete und dann vom Körper auch „angenommene“ Art der Ernährung ist.

„1,5 bis 2,5 Kilo Gewichtsabnahme pro Woche ohne Stagnation und bei voller Hautrückbildung können wir inzwischen in den meisten Fällen garantieren“, sagt der Noch-Uni-Student in den Fächern Molecular Life Sciences und Informatik, der nun zunächst als Unternehmer und Berater sein großes Projekt verwirklichen will. „Wir denken schon darüber nach, bei irgendeiner Unzufriedenheit des Kunden seine relativ niedrigen monatlichen Beiträge voll zu erstatten. Für sein Geld bekommt unser Kunde ein echtes Abnehm-Versprechen und neben der entscheidenden Basisanalyse jederzeit eine persönliche Beratung und individuelle, datenbankgestützte Hilfen auf allen Medienkanälen von Web bis SMS.“

Parallel zu den laufenden Gründungsvorbereitungen von Finanzierung bis Personalaufbau führt Abid Mares auch Gespräche zur Zusammenarbeit mit einem Lübecker Uni-Institut über eine gemeinsame Studie. Sie soll den Wirksamkeitsnachweis der in den Details noch geheimen Mares-Methode nach strengen wissenschaftlichen Kriterien erbringen. „Wir wissen ja aus massenhafter Erfahrung, dass die Methode funktioniert. Jetzt untermauern wir das auch mit wissenschaftlichen Mitteln“, so Mares abschließend.

Smarter Strom fürs Fahrrad-Phone

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Rainer Schirmer war es leid, dass seinem Smartphone samt Navigations-App bei längeren Touren immer der Strom ausging. Der Lübecker Ingenieur fand eine inzwischen patentierte Lösung für sein Problem – und bringt sie im Herbst auf den deutschen Fahrrad-Zubehörmarkt.

„1000 Stück erstmal, so weit können wir die Produktion dieses neuartigen, hochwertigen USB-Ladegerätes mit universeller magnetischer Lenkerhalterung vorfinanzieren“, erzählt Schirmer in seiner bescheidenen Art von seiner möglicherweise bahnbrechenden Erfindung. „Damit testen wir den Markt.“ Grundsätzlich gilt der deutsche Markt für Fahrräder und Zubehör insbesondere im technischen High-End-Bereich als ziemlich aufnahmefähig, was Innovationen angeht, die dem passionierten Radler einen echten Nutzen versprechen. Der Nutzen ist nach Schirmers Ansicht bei den bisher auf dem Markt befindlichen Dynamo-Ladegeräten aber nur bedingt gegeben: „Die relativ günstigen Geräte können nur entweder leuchten oder laden, haben dabei oft Überladungsprobleme oder beeinträchtigen auf andere Weise die Gerätesicherheit. Unser BSP kann beides zugleich und macht das Radfahren mit Handy und Dauerbeleuchtung insgesamt sicherer. Und das für einen akzeptablen Verkaufspreis von vielleicht 60 Euro.“

Schirmers Produkt nutzt den Strom, den die üblicherweise verbauten Nabendynamos erzeugen, um neben der Beleuchtung des Rades auch das Laden von Handys oder anderen Mobilgeräten zu ermöglichen. Der besondere Trick dabei ist eine hochmoderne Elektroniksteuerung, die beides gleichzeitig liefert: Wechselstrom für die Beleuchtung und 5-Volt-Gleichstrom für das Laden. Die grundsätzliche Energiemanagement-Idee hat der Entwickler aus einem medizintechnischen Projekt übernommen, an dem er beteiligt war. Entsprechend hochwertig und sicher seien jetzt die Komponenten und das Gesamtprodukt für den Radgebrauch. Das gelte auch für die Befestigungstechnik und das Design. „Wir erreichen höchste Wirkungsgrade von bis zu 95 Prozent, sodass nur wenig zusätzliche Tret-Energie aufgewandt werden muss, um die Ladefunktion zu bedienen. Natürlich gibt es auch einen intelligenten Überladeschutz. Und alle Teile werden von einem zertifizierten Prüfunternehmen getestet, fast wie in der Medizintechnik. Die Magnetfolie für das Handy-Case hält jedes Gerät absolut sicher – und doch kann man es mit einem kleinen Ruck abnehmen“, erklärt der passionierte Rad-Praktiker, der in den Sommerferien mit seiner Frau ganze Länder per Velo erkundet.

Das Produktkürzel „BSP“ steht für „Bicycle Smart Power“. Der Markenname ist bereits geschützt. Denn Schirmer will mit dem Produkt hoch hinaus, oder besser: in die Breite gehen. „Wir visieren den Massenmarkt an, der nach unseren Recherchen und Schätzungen allein in Deutschland mit seinen über 40 Millionen Regelmäßig-Radfahrern ein Millionenpotenzial hat.“ An den hierzulande fertigenden oder montierenden Herstellern und Großhändlern ist die in Gründung befindliche junge Firma des 61-Jährigen vertrieblich schon dran. „Wir stellen uns vor, dass das kleine USB-Ladegerät mittelfristig so selbstverständliches Lenker-Zubehör wird wie eine Klingel“, formuliert der Ingenieur und wissenschaftliche Mitarbeiter an der Fachhochschule Lübeck das Ziel.

Info: www.bicycle-smart-power.de

(rwe)

Zwischenbilanz: ein Jahr mit Lübecker Technologien

Das Technologie-Blog Lübeck zieht Zwischenbilanz: ein Jahr mit visionären technologischen Projekten und erfolgreichen Firmen auf dem Campus und in der Stadt.

Der Ideen-Geber ist zufrieden. Raimund Mildner, Geschäftsführer des Technikzentrums Lübeck und der Wissenschafts- und Technologiepark GmbH auf dem Hochschulcampus, freut sich nach einem Jahr Recherche und Veröffentlichung über die Resonanz auf die insgesamt 23 entstandenen Beiträge: „Die Interview-Partner auf dem Campus und in der Stadt, die Autoren und Redakteure und ich selbst als Organisator wurden in schöner Regelmäßigkeit auf diese Reihe angesprochen. Der Tenor war: Schön, dass man mal etwas über neueste Technologien in Projekten und Unternehmen vor Ort erfährt, und zwar so, dass man die technisch-innovative Idee und die angestrebte Umsetzung am Markt auch verstehen kann. Genau das war unser Ziel.“

Für das interessierte Publikum entstand so nach Mildners Einschätzung ein vielgestaltiger Eindruck vom innovativen Potenzial in der hochschulnahen Lübecker Technologie-Szene. Die Firmen- und Projekt-Berichte von A wie „Adaptive Sensory Technology“ bis O wie „OR-Net“ hätten gezeigt, wie nah die Lübecker Technologie-Forschung teilweise an die Weltspitze heranrückt. „Und gerade die kleineren Firmen hier auf dem Campus punkten durchgängig mit unermüdlichem, oft visionärem Entwicklungsdrang und großem persönlichem Einsatz von Gründern und Mitarbeitern“, so Mildner. Auf die Gründer- und Gründungsthematik wird der Technologie-Blog in den kommenden Monaten verstärkt eingehen.

Was im Rückblick auf die bisherigen Blog-Beiträge auffällt: Immer wieder betonen die Gesprächspartner die guten Standortbedingungen in Lübeck. „Der Standort bietet ein gutes fachliches Umfeld im biomedizinischen und medizintechnischen Umfeld an den Hochschulen und in den einschlägigen Unternehmen“, erläutert Mildner diesen Befund. „Darüber hinaus gibt es hier hervorragenden Nachwuchs zum Beispiel auch in der zukunftweisenden Informatik und nicht zuletzt ein enges Kontaktnetzwerk mit kurzen Wegen – auch zur Unternehmensgründung.“ So sei zu erklären, warum auch junge Firmen in der Wachstumsphase auf dem Campus oder in der Stadt bleiben: „Innovation entsteht oft im Gespräch. Dazu haben wir hier insbesondere auf dem BioMedTec-Campus im Hochschulstadtteil die allerbesten Voraussetzungen – und wie man in den Beiträgen der Reihe sieht: auch viele Forschungs-, Entwicklungs- und Gründungserfolge in zukunftsträchtigen Branchenfeldern. Insgesamt steht der Technologie-Standort Lübeck im nationalen und internationalen Wettbewerb für eine Stadt dieser Größe ganz gut da – und ist weiterhin entwicklungsfähig.“

Eine konkrete Projekt-Perspektive zur Weiterentwicklung des technologischen Campus-Potenzials hat Mildner ganz aktuell auch zu bieten: „Wir bereiten gerade eine Bewerbung vor für das vom Bundesforschungsministerium ausgeschriebene Förderprojekt ‚Aufbau von Industrie-in-Klinik-Plattformen zur Entwicklung innovativer Medizinprodukte‘. Mit der in Lübeck gewachsenen Infrastruktur, aus der die Blog-Reihe nur einen kleinen Ausschnitt zeigen konnte, sollten wir gute Chancen haben. Wir tun hier ja zum Beispiel in den Multifunktionsgebäuden auf dem Campus schon seit Jahren das, was die Forschungspolitik jetzt fordert und fördert.“

(rwe)

Einfach mal Muster machen im FabLab

Ganz frisch am Start in Lübeck und schon in unserem Technologie-Blog: das neue „FabLab“ in der Seelandstraße.

„Wir sind in Schleswig-Holstein die ersten, die ein FabLab aufbauen.“ Raimund Mildner freut sich über ein neues „Alleinstellungsmerkmal“ des Technikzentrums Lübeck (TZL). Das „FabLab Lübeck“ ist ein Angebot des TZL in Zusammenarbeit mit dem GründerCube, dem BioMedTec-Wissenschaftscampus und dem Wissenschaftsmanagement der Stadt. Die Geräteausstattung wird von der Possehl-Stiftung gefördert.

Als „FabLab“ wird in der internationalen Technologie-Szene ein „Fabrikationslabor“ (englisch: Fabrication Laboratory), also eine offene High-Tech-Werkstatt bezeichnet, in der modernste, computergesteuerte Bearbeitungsgeräte zur Anfertigung von Funktionsmustern und Prototypen zur Verfügung stehen.

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Alexander Mildner vor CNC-Fräse und Laser-Cutter. Der Diplom-Maschinenbauer fungiert als technischer Koordinator im FabLab und promoviert an der Uni Lübeck.

„Das Angebot richtet sich an ältere Schüler mit technischem Interesse, an Studierende und Doktoranden, aber auch an technisch ambitionierte Erfinder, Firmengründer oder Dienstleister“, erläutert Mildner. „Wir bieten industrienahe Produktionstechnik an, mit der zu Lern- und Erprobungszwecken exakte Einzelstücke aus selbst entworfenen Modell-Daten gefertigt werden können.“

Die Reihe der High-End-Geräte im Lübecker FabLab im TZL in der Seelandstraße reicht schon in der laufenden Aufbauphase vom 3D-Drucker über einen Laser-Cutter bis hin zur CNC-Fräse, sodass eine Vielzahl unterschiedlicher Materialien bearbeitet werden kann. „Es geht in dieser Werkstatt um die relativ unkomplizierte Anfertigung von hoch individualisierten Modellen, nicht um die eigentliche Fabrikation oder gar Serienproduktion“, betont Mildner. Der technisch orientierte Nachwuchs erhalte so einen einfachen Zugang zu aktuellen Produktionstechnologien und entsprechendem Produktions- und Innovationswissen.

Der für die Idee zentrale Praxisbezug des FabLabs wird vertieft durch regelmäßige multidisziplinäre Workshop-Angebote auf dem BioMedTec-Campus. „Wir weisen die Labor-Nutzer in den Umgang mit den Geräten ein und unterstützen den Prozess von der Idee zum Produkt, nicht aber die eigentliche, konstruktive Entwicklung“, erklärt Mildner. Die Nachwuchsentwickler könnten und sollten hier selbstverantwortlich mit der eigenen Idee und ihrer technischen Realisierung umgehen. Dies könne entweder zum Selbstkostenpreis geschehen oder nach dem Prinzip der Gegenleistung: „Wer sich an der Weiterentwicklung des FabLab-Projektes insgesamt beteiligt, zum Beispiel durch fachliche Beiträge in Workshops oder durch aktive Mitwirkung in der FabLab-Community, wird den kleinen Maschinenpark sicher auch mal besonders günstig oder umsonst nutzen können.“

Von Anfang an dabei sind zwei Uni-Studenten. „Unsere Aufgabe hier im FabLab ist es, junge Menschen bei der Realisierung ihrer Prototypen zu unterstützen“, erklärt Markus Voigt. Der 26-Jährige studiert Medizinische Ingenieurwissenschaft. Auch Dominik Thiele (25), Student der Mathematik in Medizin und Lebenswissenschaften, ist von der Idee begeistert: „Ich finde es faszinierend, wie jedermann durch das FabLab Zugang zu High-Tech-Geräten bekommen und so seiner Erfinder-Kreativität freien Lauf lassen kann.“ Und Voigt ergänzt: „Das passt gut zu Lübeck, wo wir immer interdisziplinär mit Kommilitonen, Ärzten und Wissenschaftlern an der Schnittstelle Mensch-Technik arbeiten.“

Die 100-Quadratmeter-Werkstatt des FabLab in der Seelandstraße 3 wird nach den Sommerferien regelmäßig an mehreren Wochentagen geöffnet. Auf dem Hochschulcampus finden dann auch Workshops und Seminare zum FabLab statt.

Info: www.fablab-luebeck.de